Flussnetzwerke mit ihren zahlreichen Zubringern bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren: etwa für Fische, Insekten, Wasserpflanzen oder Bakterien direkt im Wasser. Fließgewässer prägen aber auch das Umland beispielsweise mit Aulandschaften, sagt der Gewässerökologe Gabriel Singer von der Universität Innsbruck: „Fische verbringen oft einen Teil ihres Lebens etwa als Jungtiere oder Larven in Aulandschaften und nicht im Hauptgewässer. Aulandschaften sind aber auch Lebensraum für viele Amphibien. “

Lebensgemeinschaften in und an Flüssen besonders gefährdet
Gewässersysteme überziehen wie ein Netzwerk die Landschaft, sie sind daher sehr verletzlich und reagieren sehr empfindlich auf menschliche Eingriffe. Etwa wenn sie durch Kraftwerke oder Verschmutzung fragmentiert – also zerstückelt – werden und dadurch keine Wanderung mehr möglich sei, sagt der Ökologe Gabriel Singer. Für viele Tiere wie etwa Fische seien die meisten Staumauern unüberwindbar. Hier bemühe man sich, weil sie die größten Tiere seien und baue eine Fischaufstiegsleiter, aber für andere Lebewesen mache der Mensch das nicht, kritisiert er.
Renaturierung nur zweitbester Weg
Wasserkraft sei zwar gut fürs Klima, aber schlecht für die Artenvielfalt und die Ökosysteme, sagt der Ökologe. Dass der Verlust der Artenvielfalt an und in fließenden Gewässern dramatisch ist, wisse man. Was das für Konsequenzen habe, dagegen noch viel zu wenig. Renaturierungsmaßnahmen sieht Singer zwiegespalten.
Er sei kein Gegner, aber man müsse sich bewusst sein, dass sie oft ein „schönes“ Ökosystem produzierten, doch die verlorene Artenvielfalt oft nicht zurückbringen würden. Was der Mensch also tun müsste, um Klima und Artenvielfalt zu schützen: „weniger Energie und Ressourcen verbrauchen“ appelliert der Innsbrucker Gewässerexperte und Ökologe Gabriel Singer.