Die Tiroler Wirtschaftskammer sprach in einer ersten Reaktion von einer „gewaltigen Herausforderung“. Die neue Regelung sei eine „schwere Kost“ für den Tourismus. Nach den vielen Vorbereitungen gebe es jetzt wieder Verschärfungen, so der Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft der Tiroler Wirtschaftskammer, Mario Gerber. Dennoch sei die Regelung auch für ihn „notwendig und unausweichlich“. Man habe es nicht geschafft, dass sich ausreichend Menschen impfen lassen, das mache die 2-G-Regelung unvermeidbar.

Sie werde aber Gäste abschrecken und es werde Stornierungen geben, so Gerber. Gerade für kleine Familienbetriebe, die von Jugendgruppen oder Familien aus dem Osten leben, sei die 2-G-Regel ein schwerer Schlag. Die Wirtschaftskammer werde sich deshalb für Entschädigungszahlungen beim Bund stark machen. Es werde eine Wintersaison geben, aber in sehr abgespeckter Form, so Gerber. 20 Prozent der Tiroler Gäste seien nicht geimpft – das werde viele wirtschaftliche Einbußen mit sich bringen, glaubt er. Gerber richtete auch einen Appell an die Tiroler Bevölkerung: Wenn sich die Impfquote nicht erhöhe, würden die kommenden Monaten sehr schwierig, so Gerber.
Seilbahner sehen 2-G gelassen entgegen
Man sei auf Verschärfungen vorbereitet gewesen, weil man auch bisher mit der 3-G-Regelung gerechnet habe, so der Fachverbandsobmann der Seilbahner, Franz Hörl, in einem Interview gegenüber dem ORF Tirol. Es brauche für den kommenden Winter klare, einheitliche Regeln, der bisherige Fleckerlteppich wäre kontraproduktiv gewesen, s Hörl.
In der Schweiz gehe man einen anderen Weg, er kenne Schlagzeilen wie „Paradies für Ungeimpfte“ über das Nachbarland. Er sei froh, dass Österreich einen anderen Weg gehe, solche Schlagzeilen wolle man über Tirol und Österreich nicht lesen. Der Weg jetzt sei schmerzhaft, aber mit dieser Methode könne man Weihnachten absichern, hofft Hörl. Damit zeige Tirol und Österreich auch, dass die Lage hier ernst genommen werde, das sei auch für die Urlaubsplanung der Gäste im Ausland wichtig, so Hörl.

Ende des „Fleckerlteppichs“
Lange hatten sich die Bundesländer für ein eigenes Vorgehen in der Pandemie eingesetzt und das auch mit zeitlich unterschiedlichen Verschärfungen und Maßnahmen umgesetzt – das soll ab Montag ein Ende haben. Aus dem „Fleckerlteppich“ an Maßnahmen werden ab Montag bundesweit einheitliche Regeln. Die Bundesregierung zog damit die Notbremse angesichts der stark steigenden Zahlen an Corona-Neuinfektionen – mehr dazu in 2-G-Regel wird in Österreich breit ausgerollt.
Ab Montag gilt die 2-G-Regelung, also genesen oder geimpft, in zahlreichen Freizeitbereichen wie in der Gastronomie, in der Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistern wie Friseuren sowie bei Besuchen in Spitälern und Pflegeheimen. Am Arbeitsplatz bleibt es bei der 3-G-Regelung, dort ist also weiterhin ein Test gültig. Im gesamten Handel gilt ab Montag eine FFP2-Maskenpflicht.
Keine Ausreisekontrollen mehr
Gleichzeitig fällt die Ausreisetestpflicht für Bezirke mit besonders hohen Inzidenzzahlen wieder. Dafür hatten sich dem Vernehmen nach besonders die stark betroffenen Bundesländer Oberösterreich und Salzburg stark gemacht. In Tirol fanden die Ausreisekontrollen in den Bezirken Landeck und Reutte statt, sie waren erst am Freitag in Kraft getreten – mehr dazu in Start für Kontrollen in Landeck und Reutte.

Bund und Länder setzen auf Impfung
Bei der Pressekonferenz am Freitagabend betonten die Vertreter der Bundesländer und der Länder erneut die Wichtigkeit der Impfung. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), sprach als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz von einer „moralischen Verpflichtung“ sich impfen zu lassen. Beim dritten Stich, also bei der Corona-Auffrischungsimpfung, müsse Gas gegeben werden.
Die Anmeldung für die dritte Impfung, sechs Monate nach der zweiten Impfung, ist seit Mittwoch für alle in Tirol möglich. Eine Impflotterie als Anreiz, wie es im Burgenland funktionierte, lehnte Platter zuletzt weiter ab.
Freiheitliche kritisieren Verschärfungen
Kritik an der neuen Regelung kommt von der FPÖ. 2-G diene nicht dem Schutz, sondern nur dazu, dass sich mehr Leute impfen lassen, sagte der Tiroler FPÖ-Obmann Markus Abwerzger. Die Leidtragenden würden schlussendlich wieder die Wirtschaftstreibenden sein, so Abwerzger.