Vase mit rose Nelken, Menschen im Hintergrund
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Soziales

Armut steigt: Andrang bei Sozialberatung

Bei der Caritas-Sozialberatung melden sich immer mehr Menschen, die im Laufe der Pandemie ihre letzten Reserven aufgebraucht haben – sowohl finanziell als auch psychisch. Die Caritas versucht, solche Menschen aufzufangen.

Die Katharina-Stube am Rennweg in Innsbruck bietet Wärme und Trost, wenn sich plötzlich ein selbstfinanziertes Leben nicht mehr ausgeht. Für viele Alleinstehende und Mindestpensionistinnen war es schon bisher knapp, nun haben die Folgen der Pandemie das Übrige dazu getan, sagt Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb: "Wir merken, dass vor allem Menschen betroffen sind, die vorher schon in relativ prekären Verhältnissen gelebt haben, aber es da noch selber geschafft haben, ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Im Moment merken wir, dass das für diese Zielgruppen nicht mehr möglich ist.

Spiegel zeigt Tische und Stühle
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In der Katharina-Stube können Menschen auch frühstücken und zu Mittag essen

Vielen ist das Geld ausgegangen

In der Katharina-Stube können Menschen frühstücken und zu Mittag essen. Sie können duschen, sich mit anderen Menschen austauschen und professionelle Sozialarbeit in Anspruch nehmen. 19.000 Besuche zählte die Katharina-Stube der Caritas in den vergangenen zwölf Monaten, die Tendenz ist steigend.

Manchmal kommen pro Tag 90 Personen zum Mittagessen, wegen der Pandemie können zwar alle, aber nicht alle auf einmal verköstigt werden, sagt Gertraud Gscheidlinger, Leiterin der Katharina-Stube: "Jetzt sind viele da, die noch nie bei uns waren. Sie erzählen, dass ihnen das Geld ausgegangen ist, weil sie zum Beispiel in Kurzarbeit waren. Sie kommen zu uns zum Essen, um sich etwas zu sparen.“

Rund die Hälfte der 5.200 Sozialberatungen in diesem Jahr waren für Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben nicht mehr weiterwissen. Viele von ihnen kommen erst, wenn die Situation ausweglos erscheint. Dass sie jemals in eine solche Situation geraten würden, hätten die Wenigsten gedacht, wissen die Sozialarbeiterinnen aus vielen Gesprächen.