Jahrelange Überdüngung der umliegenden Felder, Straßenabwässer oder auch Streusalz sorgten dafür, dass die Wasserqualität des Thiersees deutlich schlechter wurde. Das hatte direkte Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt im See, der in Privatbesitz ist. So nahm unter anderem die Population des Edelkrebses, der früher in großen Mengen im See lebte, in den letzten Jahren deutlich ab.
Schlechte Wasserqualität ließ Burgunderblutalge blühen
Zugleich wurde die Burgunderblutalge zu einem Problem. Die in Jahresabständen wiederkehrende Algenblüte ließ an der Wasseroberfläche einen rotbraunen Teppich entstehen. Das sei für einen Badesee alles andere als optimal, da die Alge in großer Menge giftig sei, schildert Dieter Höss, der direkt am See wohnt. Verantwortlich für die Algenblüte war das sauerstoffarme bzw. -lose, dafür nitrat- und nährstoffreiche Wasser in der Tiefe des Sees.
Die Gemeinde ließ deswegen vor Jahren am Ufer des Sees einen Oberflächenwasserkanal errichten. Das Düngen auf den Feldern bis zum Ufer wurde unterbunden, auch ein Bach, der immer wieder Schmutzwasser in den See führte, wurde umgeleitet. Dadurch sei die Wasserqualität in den vergangenen Jahren bereits besser geworden. Allerdings hätten Limnologen als weitere Maßnahme damals eine Tiefenwasserableitung vorgeschlagen.

Tiefenwasserableitung aus dem Thiersee
Höss beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit der Umsetzung des Projekts der Ableitung des Tiefenwassers aus dem See. Es habe aber mindestens zehn Jahre gebraucht, bis das Vorhaben nun endlich umgesetzt werden konnte.
Dafür wurde im Dezember des Vorjahres ein Rohr 120 Meter in den See gelegt. Über dieses Rohr, das einen Meter über dem Grund des zwölf Meter tiefen Sees liegt, werden fünf Liter „schlechtes“ Wasser pro Sekunde abgeleitet. An der Absaugstelle verhindert ein Seiher, dass Tiere oder Pflanzen mit hineingeschwemmt werden.
Strom für 110 durchschnittliche Haushalte
Dieses Wasser sowie ein Teil des Wassers, das aus dem See abläuft, werden zusammengefasst und fließen über eine 420 Meter lange Leitung über ein Gefälle von 55 Metern in das Krafthaus. Nach der Vorgabe der Behörde dürfen insgesamt höchstens 170 Liter Wasser pro Sekunde in das Krafthaus fließen. Damit kann Höss in seinem Kleinkraftwerk maximal 75 Kilowattstunden Strom erzeugen.
Der Strom wird unter der Erde dann wieder zum Thiersee geleitet und dort in das Umspannwerk der Kufsteiner Stadtwerke eingespeist. „Mit dem Strom können wir 110 Durchschnittshaushalte versorgen“, erläutert Dieter Höss.
600.000 Euro für Projekt Öko-Kraftwerk Thiersee
Wieviel der Bau des Kraftwerks gekostet habe, könne er noch nicht genau sagen, so Höss. Noch liege die Endabrechnung nicht vor, er rechne aber mit rund 600.000 Euro an Kosten für die Umsetzung seines Projekts.
Dieses Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität durch Ableitung des schlechten Wassers vom Seegrund sei nur so möglich gewesen, weil der Verkauf der gewonnenen Energie einen Teil der Kosten ausmacht. Es werde einige Jahre dauern, bis sich die Investitionen rechnen würden, meint Höss. Es sei vor allem Engagement und das Hoffen auf bessere Wasserqualität im See, warum er dies gemacht habe.
Schilfmahd sichert Wasserqualität
Auch die regelmäßige Mahd des Schilfs am Ufer des Sees ist wichtig, um die Qualität des Wassers zu halten. „Die Schilfmahd ist notwendig, um möglichst wenig Biomasse in den See einzutragen, die natürlich im Abbau dann zusätzliche Nährstoffe ins Wasser bringen würde“, betont Höss.

Durch die Ableitung aus dem See kann das Wasser theoretisch alle 1,5 Jahre erneuert werden, sagt der Kraftwerksbauer. „Das heißt natürlich nicht, dass wir nach eineinhalb Jahren lauter klares Wasser haben. Man muss mehrere, sicher fünf oder sechs Jahre ansetzen, bis sich wirklich der große Effekt zeigt.“