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Tiere

Tirol bereitet Abschuss von „Problemwolf“ vor

Der als Problemtier geltende Wolf mit der Bezeichnung „118MATK“ ist in Tirol erneut als Urheber von Schafrissen nachgewiesen worden. Das Land Tirol bereitet deshalb einen Abschuss des Wolfes vor, der entsprechende Bescheid werde jetzt ausgearbeitet. 53 Schafe sollen von dem Wolf bisher getötet worden sein.

Der Wolf ist laut den Untersuchungen des Landes seit Ende Juni für eine Reihe von Schafrissen in Tirol verantwortlich. Mit DNA-Untersuchungen wurde er nach Rissen im Gemeindegeibet von Oetz, Silz, Stams, Rietz und zuletzt auch in St. Sigmund im Sellrain nachgewiesen. Dort war der Wolf offenbar Anfang Oktober aktiv.

Wie der für Landwirtschaft zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) am Freitag nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse betonte, habe das für derartige Fälle eingesetzte Fachkuratorium kürzlich bei einem neuerlichen Nachweis von Tierrissen durch den Wolf 118MATK eine „Entnahme empfohlen“.

Der Bescheid dafür werde jetzt vorbereitet, damit werde dieses Tier für 60 Tage von der ganzjährigen Schonzeit für Wölfe ausgenommen. Basis dafür ist laut Geisler die Gefährdungsverordnung, die die Landesregierung erst am vergangenen Dienstag beschlossen hatte.
Anhand der ausgewerteten DNA-Proben ist für das Land klar, dass der Wolf 118MATK in Tirol für 53 getötete und zwei verletzte Schafe verantwortlich ist.

Schafabtrieb Inzinger und Flaurlinger Alm
zeitungsfoto.at
Eine Reihe von Schafbauern haben nach Rissen durch einen Wolf ihre Tiere von den Almen genommen

Agrarlandesrat: Jägerschaft ist am Zug

Beim geplanten Abschuss des Tiers agiere die Jägerschaft im Auftrag der Behörde. In deren Reihen gab es in der Vergangenheit aber Bedenken und auch Widerstand – nicht zuletzt aus Furcht vor Anfeindungen durch Tierschützer. Geisler bat deshalb am Freitag die Jagdberechtigten „um Solidarität mit der Landwirtschaft und um aktive Unterstützung“.

Rechtliche Bedenken der Jägerschaft habe man inzwischen ausräumen können, so der Agrarlandesrat. Ein Abschuss könne demnach keine juristischen Konsequenzen für die betreffenden Jäger haben. Die Vorgaben im Bescheid, was Zeitraum und Gebiet für die Tötung des Wolfes anbelangt, müssten allerdings eingehalten werden.

Erstmals Ausnahmegenehmigung für Wolfsabschuss

Mit dem angekündigten Bescheid wird erstmals eine Abschussgenehmigung für einen Wolf in Tirol erteilt. Geisler verlangte allerdings neue Regeln für große Beutegreifer auf europäischer Ebene. Wölfe genießen aufgrund dieser Vorgaben einen weitreichenden Schutz. Ohne Änderung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU (FFH) werde es letztlich aber keine zufriedenstellende Lösung, so der Agrarlandesrat, der die Almwirtschaft durch die Tierrisse in Gefahr sah.

Das Land Tirol hatte heuer die gesetzliche Basis dafür geschaffen, dass in Ausnahmefällen Wölfe auch abgeschossen werden können. Dafür muss aber eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein, ein eigenes Fachkuratorium zur Beurteilung großer Beutegreifer wurde eingerichtet – mehr dazu in Neues Gesetz soll Abschuss ermöglichen. Kritiker sehen allerdings im Abschuss keine Lösung für das Problem.

Hunderte Tiere in Tirol von Wölfen gerissen

Heuer hat das Land bisher 13 verschiedene Wolfsindividuen in Tirol genetisch nachgewiesen. Zuletzt wurde ein neues Tier aus der italienischen Wolfspopulation in Trins nach Rissen festgestellt.

Beim Land liegen bislang Entschädigungsanträge für 275 getötete und 133 vermisste Nutztiere vor. Für 1.300 Schafe, die wegen der Wolfspräsenz vorzeitig von den Almen geholt wurden, haben Bauern ein Ansuchen auf eine Beihilfe für die Futterkosten gestellt. Eine endgültige Schadensbilanz für das heurige Jahr gebe es aber noch nicht, so Geisler.