Isabel Allenberg und ihr Sohn Bastian
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Soziales

„Degradiert“: Unterländer Mutter klagt an

Eine Mutter aus der Wildschönau fordert einen würdigen Schülertransport für ihren behinderten Sohn. Der 12-Jährige sei bei der Fahrt zur Schule die Jahre über erst immer respektlos behandelt und später stundenlang durch die Gegend gefahren worden.

Isabel Albenberger, die Mutter des 12-jährigen Bastian aus der Wildschönau, hat einen fordernden Alltag: Sie arbeitet gleich in zwei Jobs im Gastgewerbe, kümmert sich neben ihrem behinderten Sohn auch um die jüngere Tochter und führt den Haushalt. Ihr Sohn besucht die Sonderschule in der Nachbargemeinde. Ein Schülertransport bringt ihn dort hin.

Aufgrund einer Erkrankung ist Bastian auf viel Hilfe angewiesen. Aufmerksame Betreuung komme dem Buben im Auto aber keine zu, kritisiert die Mutter: „Er kann nicht sprechen und sagen, ob ihm zu heiß oder zu kalt ist und was er braucht. Es bräuchte Leute, die auf ihn schauen und ihn gut genug kennen, um sich um ihn zu kümmern.“

Mutter: „Respektlose Behandlung“ im Taxi

Im ersten Jahr wurde der Bub mit dem Taxi für die Schulfahrt abgeholt. Er sei dabei allerdings nicht immer respektvoll behandelt worden, wie Isabel Albenberger schildert: „Ich muss an seiner statt für ihn kämpfen, sagen dass es so nicht geht oder ich etwas nicht möchte. Er muss damit zufrieden sein, wie man ihm die Dinge richtet.“

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Der 12-jährige Bastian braucht viel Unterstützung und Einfühlvermögen

„Wie ein Paket hin- und hergeführt“

Im Folgejahr wurde auf einen Sammeltransport durch den Samariterbund umgestellt, da sei der Umgang respektvoll und sehr bemüht gewesen, betont die Mutter, allerdings wurde die Fahrtzeit zum Problem: „Der Weg war so weit. Bastian fuhr gute 30 Kilometer umsonst. Teilweise ist er anderthalb Stunden in seinem Rollstuhl im Auto gesessen und ist wie ein Paket hin und her geführt worden. Andere würden sich auch beschweren, wenn der Schulweg so lange dauert, behinderte Kinder müssen das einfach annehmen“, klagte Isabel Albenberger.

Ministerium sieht keine „Unzumutbarkeit“

Der ORF fragte zum Thema Behindertentransport beim zuständigen Finanzministerium nach, welches das Geld dafür zur Verfügung stellt. Zur Qualifikation hieß es: „Mit Ausnahme des gesetzlich vorgeschriebenen Schülerbeförderungsausweises gibt es keine diesbezüglich einschränkenden Vorgaben.“ Hinsichtlich der Fahrzeit betonte man, dass „größere Entfernungen auch zwischen den einzelnen Wohnadressen der Kinder“ eine „längere Fahrdauer“ bedingten. Eine „Unzumutbarkeit“ sei nicht definiert. Jeder Fall werde für sich zu beurteilen sein.

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Bastians Schulweg ist seit Längerem eine große Herausforderung für die Mutter

Beste Lösung war nicht von Dauer

Im dritten Schuljahr übernahm ein Taxiunternehmen aus dem eigenen Ort den Transport für Bastian und ein weiteres Kind. Mitfinanziert wurde diese Lösung auch von der Gemeinde. Aus Sicht der Gemeinde Wildschönau sollten Familien mit Kindern mit erhöhtem Betreuungsbedarf nämlich unterstützt werden, betonte Bürgermeister Johannes Eder. Auch im vierten Jahr sei dieser Transport mit der Gemeinde abgeklärt gewesen, schilderte die Mutter des Buben: „Dann hieß es plötzlich, er könne nicht mehr mit dem Taxi fahren, weil es nicht mehr finanziert wird.“

Kein Geld für Taxi von Wohnort

Die so gennannten „Schülerfreifahrten im Gelegenheitsverkehr“ werden aufgrund des Familienlastenausgleichsgesetzes organisiert. Das Geld dafür kommt von den österreichischen Finanzämtern. Diese schließen dabei Verträge mit den Transportunternehmen ab oder leisten einen Kostenersatz an Gemeinden oder Schulerhalter.

Das Finanzministerium erklärte gegenüber dem ORF: „Die Gemeinde Wildschönau ist die Wohnortgemeinde eines Schülers, nicht jedoch die Schulortgemeinde/Schulerhaltergemeinde.“ Wenn diese Wohnortgemeinde die Beförderung beauftrage und die diesbezüglichen Kosten übernehme, bestehe kein Anspruch auf Kostenersatz, denn „Kostenersätze werden an Schulerhalter geleistet.“

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Eine einfache Lösung scheint an bürokratischen Hürden zu scheitern

Gemeinde beklagt zu niedere Kostenersätze

Auch wenn in diesem Fall die Gemeinde Wildschönau nicht zuständig ist, ist auch sie Schulerhalter und das Geldproblem spitze sich seit Jahren zu, gab der Bürgermeister zu bedenken. Das betreffe nicht nur Bastian: „Die Tarife sind leider seit Jahren und Jahrzehnten nicht angehoben worden. Die Gemeinden müssen die Differenz zu den zu niedrigen Tarifen des Bundes auffüllen“, so Johannes Eder.

Obwohl eine einfache Lösung am Tisch läge, sei diese daher nicht leicht umsetzbar. Bastian in ein Heim zu geben, will Isabel Albenberger auf keinen Fall: „Durch Bastian bin ich selbst erst zur Kämpferin geworden. Ich muss für ihn weiterkämpfen!“