Mit 45.000 Gästenächtigungen pro Jahr gehört Weerberg nicht zu den Tourismushotspots in Tirol. Der kleine Hüttegg-Schlepplift wird im Winter großteils nur von Einheimischen zum Skifahren genutzt. Genau dort will der Grazer Immobilienunternehmer Herbert Amon sein Großprojekt mit vier Hotelgebäuden, drei Mitarbeiterhäusern, einem Wellnesshaus und drei Restaurants verwirklichen. 55 Millionen Euro will er dafür am Weerberg investieren.
Der Weerberger Gemeinderat hat sich grundsätzlich bereits für die Hotelpläne auf fast 30.000 Quadratmetern Grundfläche beim Hüttegglift ausgesprochen. Eine entsprechende Widmung fehlt aber noch. Bei der Informationsveranstaltung am Freitag in der Gemeinde zeigte sich, dass die Meinungen in der Bevölkerung auseinandergehen. Während die einen in dem Großprojekt eine Chance für den Tourismus und die Wirtschaft im Ort sehen, sprechen andere von viel zu großen Dimensionen und warnen vor Verkehrsproblemen und Gästeansturm.
Investor spricht von überschaubarem Projekt
Der Grazer Projektbetreiber versuchte beim Informationstag, die Bedenken auszuräumen, das Hotel werde sich behutsam in die Landschaft einfügen: „Dieses Projekt sollte die Gegebenheit, wie sie jetzt ist, eben von der Natur her gesehen, die Kleinstrukturierung, dieses Überschaubare und dieses Eldorado für Tourengeher und Biker und diesen Familienskilift als solches nicht im Geringsten beeinflussen“, so Amon. Seine Familie wolle ein „Natur- und Wellnesshotel in überschaubarer Größe errichten mit 94 Zimmern und 220 Betten“.
Er wolle mit seiner Familie künftig selbst auf dem Weerberg leben, so der Investor. Das Projekt könne er mit einer Eigenkapitalquote von 50 Prozent errichten. Bei der restlichen Finanzierung werde er voraussichtlich mit einer heimischen Bank zusammenarbeiten. Ein klare Absage erteilte Amon Gerüchten, wonach in weiterer Folge ein Skizusammenschluss mit dem Zillertal kommen könnte. Er habe kein Interesse, dass sein geplantes Resort letztlich eine Durchzugsstation für Skigäste Richtung Zillertal werde.

Liste Fritz und Transitforum-Chef gegen die Pläne
Gegner des Projekts sehen unter anderem in der Verkehrsanbindung und im Bodenverbrauch ein Problem. Zum Hüttegglift führt derzeit eine schmale Straße mit vielen Serpentinen. „Das Projekt passt da nicht her. Das ist ein wunderschön gewachsenes Familiengebiet – Sommer wie Winter“, so Transitforum-Chef Fritz Gurgiser. Das müsse so bleiben. Man könne die Qualität verbessern, aber nicht den Bereich „mit einem Hoteldorf zuklotzen“, verlangt Gurgiser.
Für den Landtagsabgeordneten Markus Sint von der Liste Fritz sind „solche Mega-Hotelprojekte Bodenfresser und Verkehrsbringer“. Es gehe um eine Fläche von umgerechnet vier Fussballfeldern, Platz genug für 70 geförderte Einfamilienhäuser, argumentiert der Oppositionspolitiker. Er kritisiert, dass der Tiroler Weg keine neuen Hotelbetten mehr vorsehe, und sieht das Projekt in Weerberg auch als Nagelprobe für die von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) angekündigte Hotelbettenbremse.

Bürgermeister: Keine Freizeitwohnsitze
Der Weerberger Bürgermeister Gerhard Angerer betont, dass mit dem Hotelprojekt sicherlich keine Freizeitwohnsitze entstehen sollen, wie von Gegnern befürchtet. Das grundsätzliche Ja des Gemeinderates sei auch noch keine Zusage zu einer Umwidmung, sondern lediglich dazu, dass die Idee weiterverfolgt werden soll.
Die Zufahrtsproblematik gebe es auch unabhängig von den Hotelplänen des Grazer Investors. Möglicherweise werde der Verkehr dadurch noch etwas mehr, räumt der Bürgermeister ein. Das Problem müsse aber unabhängig davon gelöst werden, das sei er schon im Vorjahr angegangen.
Die Kontroverse im Ort kommt wenige Monate vor der Bürgermeister- und Gemeinderatswahl ungelegen. Bevor eine Entscheidung darüber fällt, ob die 28.500 Quadratmeter Grundfläche für das Hotelprojekt umgewidmet werden, sind noch Gutachter am Zug.