Für Kinder bis drei Jahren war Betreuung in den 1990er-Jahren fast ein Fremdwort. Eltern versuchten es mit Nachbarschaftshilfe, Spiel- und Kindergruppen. Es ging nicht nur um die Möglichkeit der Kinderbetreuung, sondern auch um soziale Kontakte, die Kinder und Familien in diesen Gruppen knüpften, berichtete Birgit Scheidle, Geschäftsführerin des Dachverbandes Selbstorganisierte Kinderbetreuung Tirol.
Als 2005 von der Statistik Austria für die Zählung betreuter Kleinkinder erstmals auch private Einrichtungen mitgezählt wurden, nicht nur wie bis dahin öffentliche, verfünffachte sich die Zahl schlagartig. Nach wie vor gibt es für Kinder dieser Altersgruppe deutlich weniger öffentliche als private Einrichtungen, so Scheidle. Gemeinden, Land und Stadt Innsbruck bieten für Kinder bis drei deutlich weniger Betreuungseinrichtungen.
Private Einrichtungen auch als Arbeitgeber relevant
In den 30 Jahren, in denen sich Eltern und Betreuerinnen und Betreuer für organisierte Elementarpädagogik engagieren, hat sich ein dichtes Netz über ganz Tirol entwickelt. Begann es 1990 mit sieben Vereinen, 22 Angestellten und rund 133 Kindern, so stehen dem dreißig Jahre später 102 Vereine und 155 Einrichtungen mit 3.500 Kindern gegenüber. Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe machten einer Professionalisierung Platz, mit mehr als 900 Beschäftigten spielen die selbstorganisierten Gruppen auch als Arbeitgeber eine Rolle. Im Dachverband gebündelt sind nicht nur Kleinkindbetreuung, sondern auch Kinder- und Spielgruppen, Kindergärten, Horte und Schulen.
Offene, alte Forderungen bleiben aufrecht
Der Dachverband Selbstorganisierte Kinderbetreuung Tirol sieht im 30-Jahr-Jubiläum eine Bestätigung dafür, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement lohnt. „Eltern und Pädagoginnen haben nicht gewartet, bis sich im Bereich Kinderbetreuung etwas bewegt“, berichtete Geschäftsführerin Birgit Scheidle. „Sie ergriffen selbst die Initiative, von der ganz Tirol bis heute profitiert.“
Nach wie vor großen Bedarf gibt es bei der Ferienbetreuung und bei der Entwicklung weiterer Gruppen, so Scheidle. Die Eröffnung von neuen privaten Gruppen müsse erleichtert werden, die Betreuung im Sommer sei über viele Altersgruppen hinweg ein Problem.