"Vielleicht der beste Friedensforschungskurs der Welt – sicher der härteste“ – so bewirbt die Universität Innsbruck auf ihrer Homepage den Studiengang für Frieden, Entwicklung, Sicherheit und Internationale Konflikttransformation, kurz „Peace studies“ genannt. 30 bis 40 Studierende aus aller Welt leben und lernen acht Wochen lang in einem Kurs, der mit seinen praktischen Übungen rund um die Uhr vollen Einsatz fordere, wie es heißt. Konflikte als natürliche Konsequenz des engen Zusammenlebens unter oft stressigen Bedingungen seien gewollt, ist da ebenso zu lesen.
Sendungshinweis:
Betroffene und der angegriffene Professor melden sich zu Wort: „ZiB2“, 13.10.2021, 22.00 Uhr, ORF 2
Gewalt gegen Teilnehmende?
Der Konflikt, der vor einem Jahr rund um den Kurs ausgebrochen ist, dürfte jedoch nicht im Sinne der Erfinder gewesen sein: Mitarbeiter des Lehrgangs berichteten, sie hätten beobachtet, dass der Kursleiter Teilnehmerinnen und Teilnehmern Gewalt angetan und einige auch sexuell belästigt habe. Die Uniführung hat daraufhin alle angeschrieben, die den Lehrgang in den letzten 20 Jahren absolviert haben und Betroffene gebeten, sich zu melden.
„Keine Hinweise auf sexuelle Übergriffe“
Vizerektorin Anna Buchheim hat am Dienstag das Ergebnis dieses Aufrufs präsentiert: es gebe keine Evidenz für sexualisierte Übergriffe, es habe auch keine Hinweise auf strukturelle Gewalt gegeben, das könne man ausschließen, betonte sie. Buchheim räumt jedoch Hinweise von Dritten auf private Naheverhältnisse und auf verbale Unsensibilität des Kursleiters ein, wie sie sagte.

Reformierter Kurs im Wintersemester 2022/23
Eben jener Kursleiter ist vor wenigen Wochen in Pension gegangen. Sein Nachfolger hat am Dienstag angekündigt, den Kurs völlig neu zu strukturieren und die psychologische Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu verbessern. Die „Peace Studies“ sollen in ein Regelstudium umgewandelt und im Wintersemester 2022/23 erstmals angeboten werden.