Klinik Innsbruck, Eingang zur Notfallambulanz
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wissenschaft

Schwerere Herzinfarkte in Pandemie-Zeit

Herzinfarkte in Zeiten der Pandemie haben stärkere Schäden verursacht als in der Zeit davor. Das zeigt eine Studie an der Innsbrucker Klinik. Die Zeit, in der das Herz bei einem Infarkt nicht mit Sauerstoff versorgt wurde, stieg um das 1,7-fache an.

Bei einem Herzinfarkt ist das Blutgefäß, das den Herzmuskel versorgt, verstopft. In so einem Fall zählt jede Minute, erklärt der Kardiologe Bernhard Metzler von der Uni-Klinik Innsbruck. Denn je länger das Gefäß zu ist, desto mehr sterbe der Herzmuskel ab, so Metzler, der auch Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) ist. In der Pandemiezeit stieg die Zeitspanne, während der das Herz nicht mit Sauerstoff versorgt wurde, um das 1,7-fache an.

Pandemie beeinträchtigte das Gesundheitssystem

Die Folge waren größere Herzinfarkte und schwerere Schäden. Zum einen habe der Transport ins Krankenhaus länger gedauert, weil teilweise weniger Rettungsautos mit Schutzausrüstung zur Verfügung standen oder noch Corona-Tests durchgeführt wurden, sagt Metzler. Auch hätten sich viele Patientinnen und Patienten bei Beschwerden zu spät oder gar nicht beim Arzt gemeldet. Auch Vorsorge-Untersuchungen seien in der Pandemiezeit verschoben worden. Das zeige, dass die Pandemie das Gesundheitssystem als Ganzes in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.

Besorgnis wegen unzureichender Impfrate

Die Präsidenten mehrerer medizinischer Fachgesellschaften in Österreich zeigen sich besorgt über die negativen Konsequenzen einer unzureichenden Immunisierung für die gesamte Gesundheitsversorgung. Sie rufen noch Ungeimpfte dazu auf, sich impfen zu lassen bzw. bereits Geimpfte, bei denen laut aktuellen Empfehlungen der „dritte Stich“ angezeigt ist, die Auffrischung zu machen. So könnten alle ihren Beitrag zum Eigenschutz, zum Schutz anderer und zum Schutz der gesamten Gesundheitsversorgung leisten. Die Gesundheitspolitik sei gefordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu setzen, um die Motivation zum Impfen weiter zu steigern und vulnerable Gruppen vor Risiken zu schützen.

Impfungen vermieden bisher über 3.500 Todesfälle

Laut dem Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) Walter Hasibeder wurden laut Berechnungen durch den Impfeffekt von Februar bis September 2021 österreichweit 11.577 Krankenhausaufenthalte, 3.186 Aufenthalte in Intensivstationen und 3.587 Todesfälle vermieden. „Entsprechend höher könnte der Effekt bei einer höheren Durchimpfung sein“, so der im Krankenhaus Zams tätige Mediziner.

Krebspatienten auf Solidarität angewiesen

Der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (ÖGHO) Wolfgang Hilbe wies auf die besondere Situation von Krebspatienten hin. Viele Krebspatienten hätten nur einen reduzierten Impfschutz. Das betreuende Gesundheitspersonal sowie An- und Zugehörige hätten daher eine besonders große Verantwortung, sich impfen zu lassen und dadurch Betroffene zu schützen.