Frau bezahlt mit Euros aus der Geldtasche auf der Post
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Wissenschaft

Tiroler spenden nicht nur für CoV-Fonds

Trotz der Pandemie sind Menschen nach wie vor bereit, auch für andere Anliegen zu spenden, obwohl manche Themen weniger oft in den Medien vorkamen. Das zeigt ein Experiment mit Studierenden an der Universität Innsbruck.

Armut, soziale Ungleichheit oder Klimakrise: Die Coronakrise hat dafür gesorgt, dass das manche Themen weniger prominent in den Medien vorkamen. Dennoch gibt es nach wie vor die Bereitschaft, auch für solche Anliegen Geld zu spenden. Das zeigt zumindest ein Spendenexperiment unter der Leitung der Finanzwissenschafterin Esther Blanco von der Uni Innsbruck.

Kein Belang ging völlig unter

1.762 Studierende bekamen im Experiment je drei Euro, die sie für sich behalten oder auch spenden konnten. Um die Spendenbereitschaft zu erhöhen, wurden die gespendeten Gelder um je ein Viertel erhöht. Die Probandinnen und Probanden hatten zufällig eines von drei Szenarien vor sich: Sie konnten entweder an acht Wohltätigkeitsorganisationen spenden – an das Rote Kreuz, den WWF, Ärzte ohne Grenzen, SOS Kinderdorf, Amnesty International, Licht ins Dunkel, Oxfam oder die Caritas –, an diese acht und zusätzlich an den Covid-19-Fonds der WHO, oder nur an den Covid-19-Fonds der WHO.

Auch wenn der Covid-19 Fonds von den Spendern gut bedacht wurde, zeigte sich, dass auch keines der anderen Belange zu kurz kam. Alexandra Baier vom Institut für Finanzwissenschaft sagt zum Ergebnis: „Das zeigt, dass Spenden für andere soziale Belange teilweise durch Spenden für den Covid-19-Fonds ersetzt werden, wenn er auf der Liste der möglichen Empfänger steht; allerdings ersetzt er keines der anderen sozialen Belange vollständig."

Auch andere Themen in den Köpfen präsent

Anders als befürchtet seien soziale und politische Anliegen wie Umweltschutz, Armut und Ungleichheit also keineswegs gänzlich aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden – die Covid-19-Krise habe diese Themen vielleicht medial, aber nicht aus den Köpfen verdrängt. „Wir interpretieren das unter anderem als Wunsch der Gesellschaft, die Mittel für den Wiederaufbau im Rahmen von Covid-19 so zu verwenden, dass sie diese anderen sozialen Anliegen ebenfalls unterstützen,“ sagt Natalie Struwe vom Institut für Finanzwissenschaft.