Leerer Suppenteller in einem Gasthaus
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Tourismus

Der Tourismus hat ein Nachwuchsproblem

Vor dem Beginn der Wintersaison kämpfen viele heimische Betriebe mit Personalmangel. Das Problem hat viele Ursachen, hängt aber auch damit zusammen, dass sich immer weniger junge Menschen in Tirol für einen Job als Koch, Kellnerin oder an der Rezeption interessieren.

Das Nachwuchsproblem in der Tourismusbranche gibt es schon länger, heuer ist es aber besonders spürbar, weil die Pandemie zu einer Abwanderung von Arbeitskräften führte, und auch weil viele Hilfskräfte aus dem Ausland fehlen. Dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung im Tourismus anstreben, erklärt der Lehrlingskoordinator der Wirtschaftskammer David Narr damit, dass die Work-Life-Balance bei jungen Menschen immer wichtiger werde. Die Leute würden sich ganz genau anschauen, wie Ausbildung und Arbeitszeiten ausschauen.

Kellner in Gasthaus beim Kassieren
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Junge Menschen schauen sich genau an, wie es im Job mit der Work-Life-Balance ausschaut

Branche müsste bei Arbeitszeit neue Wege gehen

Was die Arbeitszeiten anbelangt, sind die Aussichten im Tourismus offenbar wenig ansprechend. Es gibt kaum geregelte Zeiten, der Verdienst ist überschaubar und die Lehrlingszeit ist nicht immer tatsächliche Ausbildungszeit. Hier glaubt auch Narr, dass die Branche neue Wege andenken müsste. Dienstpläne für Lehrlinge müssten feste Ausbildungszeiten oder freie Tage garantieren. Hilfreich könnte auch die Implementierung neuer Arbeitszeitmodelle sein, wie etwa ein Zweischichtbetrieb.

Industrie bietet deutlich besseren Kollektivvertrag

Dass es auch eine Frage des Geldes ist, glaubt Narr übrigens nicht, zumindest während der Ausbildungszeit. Wenn es aber später darum geht, eine Familie zu ernähren, wandern dennoch viele ab, etwa in die Industrie. Die Industrie habe einen ganz anderen Kollektivvertrag wie etwa der Handel oder der Tourismus, das sei natürlich problematisch, gibt Narr zu.

Die heimische Tourismusbranche hat also dringenden Handlungsbedarf, auch im Hinblick auf die nächsten Jahre. Denn die beste Buchungslage ist nur halb so viel wert, wenn die Gäste mehr recht als schlecht bedient werden können.