Swarovski in Wattens
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Wirtschaft

Konzernspitze von Swarovski tritt ab

Im Kristallbereich der Swarovski-Gruppe gibt es einen Führungswechsel. Vorstandschef Robert Buchbauer und der für Finanzen zuständige Mathias Margreiter ziehen sich mit Donnerstag aus der operativen Führung zurück und wechseln in den Verwaltungsrat.

Der Umstrukturierungsprozess zu einer finanzierbaren Luxusmarke sei abgeschlossen, hieß es auf ORF-Nachfrage. Jetzt sei der Weg geebnet, dass die operative Geschäftsführung auch von externen Managern übernommen werden kann. Ab Freitag werde der Konzern unter interimistische Leitung gestellt, hieß es. Die Mitarbeiter wurden Donnerstagmittag über die Änderungen in der Führungsspitze informiert.

Michele Molon soll Unternehmen vorübergehend leiten

Interimistisch soll die Firma mit ihren 23.500 Mitarbeitern, die zuletzt einen Jahresumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro erreichte, ab dem 1. Oktober von Michele Molon geführt werden. Der Manager arbeitet bereits seit Jahren bei Swarovski, stammt aber nicht aus der Familie. Nach Informationen aus dem Kreis der Familie gilt er als klassischer Übergangskandidat, ebenso wie der neue Finanzchef Frederik Westring.

Auch künftig könne eine externe und unabhängige Geschäftsleitung eingesetzt werden, wie es hieß. Auch der Verwaltungsrat soll neu konstituiert und um unabhängige Mitglieder erweitert werden, teilte der Konzern in einer Aussendung mit. Zu den fünf Familienmitgliedern sollen zwei bis vier weitere Räte hinzukommen, die nicht der Familie angehören. „Die Familieninteressen werden in der neu etablierten Familienholding gebündelt“, hieß es in der Aussendung.

Robert Buchbauer, Konzernchef Swarovski
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Robert Buchbauer leitete das Unternehmen seit April 2020

Die Eigentümerfamilien erwarteten sich durch die Hereinnahme neuer Expertise frische Impulse für die Weiterführung der nachhaltigen Neuausrichtung des Unternehmens, hieß es in der Aussendung des Unternehmens. Der neu konstituierte Verwaltungsrat soll den bereits eingeleiteten Prozess für die Neubesetzung der beiden Positionen vorantreiben. Dieser solle in aller Sorgfalt, aber so schnell wie möglich abgeschlossen werden.

Interne Querelen wegen Umstrukturierung

Gegen eine Umstrukturierung des Kristallkonzerns von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft regte sich ursprünglich Widerstand innerhalb der mittlerweile weit verzweigten Konzernfamilie. Eine Minderheit um Christoph Swarovski, er ist auch Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, wollte die Auslagerung in eine Holding verhindern, allerdings vergeblich – mehr dazu Christoph Swarovski doch in Beirat bestellt.

Großer Stellenabbau bei Swarovski

Swarovski baute allein am Stammsitz Wattens in den letzten eineinhalb Jahren über 1.000 Mitarbeiter ab – mehr dazu in – Swarovski baut weitere 1.000 Stellen ab. Als Ziel gab die Konzernleitung damals aus, 3.000 Mitarbeiter am Standort Wattens zu halten.

Swarovski Gebäude in Wattens
Hermann Hammer

AK-Präsident sieht Hoffnungsschimmer für Mitarbeiter

Den Wechsel von Buchbauer und Margreiter in den Verwaltungsrat bewertete der Präsident der Tiroler Arbeiterkammer, Erwin Zangerl, als ein erstes Zeichen, dass sich die Situation für die Beschäftigten bessern könnte. „Die Swarovski-Mitarbeiter waren seit über einem Jahr Spielball einer planlosen Geschäftsführung. Scheinbar hat man jetzt eingesehen, dass es so nicht geht“, so Zangerl in einer ersten Stellungnahme.

Auch Swarovski-Zentralbetriebsrätin Selina Stärz sieht in der Kursänderung ein erstes Signal, um den Standort wieder zu stärken. „Die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist im Moment gemischt. Die nächsten Schritte werden aber zeigen, ob Swarovski wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt und die Meinung bzw. die Vorschläge des Betriebsrats zur Unternehmenspolitik wieder ernst genommen werden“, wurde Stärz in der Stellungnahme der Arbeiterkammer zitiert.

Buchbauer seit April 2020 an Spitze des Kristallkonzerns

Die operative Geschäftsführung wurde mit April 2020 bei Swarovski von bisher vier auf drei Mitglieder reduziert. Markus Langes-Swarovski, der dem Executive Board 18 Jahren angehört hatte und zuletzt Konzernsprecher war, zog sich zurück. Damit setzte sich die Geschäftsführung ab April 2020 aus Nadja Swarovski, Margreiter und Konzernsprecher Buchbauer zusammen – mehr dazu in Swarovski baut Führungsteam um.