Wie so oft in stark sozial geprägten Berufen sind es 19 Frauen und ein Mann, die die Ausbildung in Innsbruck absolvieren. Mit dem theoretischen Unterricht des dreijährigen Vollzeitstudiums sind viele Praktikumsstunden verknüpft.
Gebärdensprache ist nicht selbstverständlich
Dass die Studentinnen und Studenten selbst ein betroffenes Umfeld haben, sei meistens nicht der Fall, erzählte die Studentin Patricia Konrath: „Ich selbst habe erst durch das Studium mehr über gehörlose Menschen erfahren und kann dieses Bewusstsein jetzt auch weitergeben. Ich habe bereits Konferenz-Dolmetscherin in Englisch und Französisch studiert. Die Gebärdensprache ist aber mit keiner Lautsprache zu vergleichen, weil ja der ganze Körper in Bewegung ist“, schilderte sie.

Auch, dass das gesamte Umfeld und die Familie von gehörlosen Menschen mehr oder weniger die Gebärdensprache beherrschen, stimme nicht, erklärte die Studiengangleiterin für Gebärdensprachdolmetscher an der FHG, Elisabeth Greil. „Wir würden uns wünschen, dass mehr Dolmetscherinnen auch Dolmetscher auch in den Familien arbeiten. Wenn zum Beispiel ein gehörloses Kind da ist, geht es ja um mehr als um die Bedürfnisse von Hunger, Durst oder Müdigkeit. Um zu erzählen, wie es ihm geht, brauchen wir eine gute und genaue Kommunikation.“ Beim Tiroler Gehörlosenverband läuft seit einem Jahr ein Pilotprojekt, bei dem Dolmetscherinnen und Dolmetscher die Familien direkt zu Hause in Gebärdensprache unterrichten und sie unterstützen.
Lippenlesen ersetzt keine Dolmetscherin
Auch das Lippenlesen, das gehörlose Menschen durchaus beherrschen, ersetzt keine Übersetzung in Gebärdensprache. "Maximal 30 Prozent des Gesagten können von den Lippen gelesen werden, sagte Elisabeth Greil. „Der Rest ist dazudenken und sich zusammenreimen. Eine detaillierte Kommunikation ist das also nicht.“

Gebärdensprache in allen Lebensbereichen
In vielen Teilen des täglichen Lebens, wie in der Arbeitswelt, bei Behörden oder bei Arztbesuchen leisten Gebärdensprach-Dolmetscherinnen eine wichtige Brücke für eine gute Kommunikation. In Tirol leben derzeit 700 bis 1.000 gehörlose Menschen. Dass es für sie derzeit nur 13 ausgebildete Gebärdensprachdolmetscherinnen und Dolmetscher gebe, sei viel zu wenig, sagte Greil. Hier soll der seit 2020 laufende neue Studiengang helfen, eine große Lücke zu füllen. Am Montag beginnt für die Studierenden das dritte von sechs Semestern.
Das Lehrteam besteht aus zwei gehörlosen und zwei hörenden Gebärdensprachdozentinnen und Dozenten. Auch externe Dolmetscher unterrichten immer wieder im neuen Sprachlabor an der FHG. Außerdem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Tiroler Gehörlosenverband, den selbständigen GebärdendolmetscherInnen und der FH Landshut in Bayern.