Das Wort „Lehrermangel“ nimmt man in der Bildungsdirektion nicht gerne in den Mund. Fakt ist aber, dass die Stellenbesetzung am Anfang des Schuljahres zur Herausforderung wurde, räumte Tirol Bildungsdirektor Paul Gappmair ein: „Wir haben heuer im Gegensatz zu vergangenen Jahren eine verschärftere Situation gehabt. Wir hatten vor zwei Wochen noch 80 offene Lehrerstellen. Wir haben inzwischen alle mobilisiert, die wir mobilisieren konnten. Die gute Nachricht ist, wir konnten an allen Schulen mit einem Unterricht starten.“

Hilfe kam von Studierenden
Derzeit gibt es „nur“ noch 30 unbesetzte Lehrerstellen. Die Hilfe kam von Studierenden, so Gappmair: „Wir haben über unsere Homepage kräftig die Werbetrommel an der Universität, an den Hochschulen gerührt. Und es ist uns gelungen, 50 Studierende der höheren Semester zu gewinnen, in den Schuldienst einzutreten.“
Der Grund für den akuten Engpass bei den Lehrerinnen und Lehrern sei vor allem in der Alterspyramide zu finden, meinte der Bildungsdirektor: „Wir hatten in den letzten drei Jahren 750 Pensionierungen. Jetzt dürften wir die Talsohle aber durchschritten haben.“ In den kommenden Jahren sollten wieder mehr Junglehrerinnen und -lehrer nachkommen. In der Bildungsdirektion zeigte man sich zuversichtlich, dass sich die Situation entspannen wird.
NEOS fordern ein Sofortpaket
Die NEOS fordern von der Landesregierung ein Sofortpaket. „Die akute Zuspitzung in Sachen Lehrermangel und die 30 unbesetzten Lehrerstellen im Land waren absehbar“, kritisierte Klubobmann und Landessprecher Dominik Oberhofer am Mittwoch in einer Aussendung.
Das Land hatte Engpässe etwa in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel, aber keinen „generellen Lehrermangel“ gesehen. Die Bewerber seien aber nicht ausreichend flexibel in Bezug auf ihren Einsatzort, viele wollen außerdem neben dem berufsbegleitenden Masterstudium nur Teilzeit arbeiten. Problematisch sei auch, dass viele Lehrkräfte derzeit in Pension gehen würden.
Kritik an mangelnder Planung
Den Hinweis auf die Pensionierungen ließen die Pinken nicht gelten. Dass diese bevorstehen, sei der Partei „schon allein durch zahlreiche Anfragebeantwortungen an uns bewusst“ gewesen. „Die Landesregierung hat trotz unserer Mahnung nicht vorausschauend geplant und steht jetzt vor einem Problem“, so Oberhofer und forderte von Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) „dringend Taten“.