Die demenzkranke, pflegebedürftige 89-Jährige bekam ihre Pension laut Polizei regelmäßig als Geldbrief zugestellt. Als ein neuer Briefträger seinen Dienst antrat, bestand dieser darauf, die Frau zu sehen. Als das scheiterte, ging das Geld retour an die Auszahlungsstelle. Im Zuge der Erhebungen wurde letzten Samstag dann die Leiche der Frau im Keller entdeckt. Sie dürfte seit rund einem Jahr dort gelegen haben.
Der Sohn ist nicht amtsbekannt. Er hat offenbar aufwändige Vorkehrungen getroffen, um den Tod seiner Mutter möglichst lange geheim zu halten, wie Helmuth Gufler von der Abteilung Sozialleistungsbetrug der Polizei gegenüber ORF Tirol schilderte: „Er hat dafür gesorgt, dass es zu keiner Geruchsbelästigung kommt. Er hat die Mutter mit Kühlakkus gelagert, die er regelmäßig getauscht hat. Allfällige Körperflüssigkeiten hat er mit Verbandsmaterial aufgesaugt. Als ihm all diese Dinge ausgegangen sind, hat er seine Mutter mit Katzenstreu bedeckt. Letztlich ist dann eine Mumifizierung der Leiche eingetreten.“
Zweiter Sohn wurde nicht stutzig
Als der zweite Sohn ins Einfamilienhaus zu Besuch kam, erklärte der Tatverdächtige ihm laut Polizei, die Mutter sei derzeit im Krankenhaus, was dieser ihm geglaubt habe. Er habe sie dort auch nicht besuchen oder nach ihr sehen wollen, da die alte Dame offenbar ohnehin seit längerem dement gewesen sei und er annahm, sie würde ihren Sohn nicht wiedererkennen, so der Polizist. Auch Freunde oder Bekannte, die sich um die bettlägrige Frau sorgten, gab es nicht.
Der Sohn spielte offenbar immer wieder mit dem Gedanken, den Tod seiner Mutter zu melden: „Er hat uns gegenüber ausgesagt, er habe das vorgehabt, da er sich gedacht hat, es könne ja nicht ewig so weitergehen. Er hat diesen Zeitpunkt aber immer wieder hinausgeschoben“, erklärte Gufler.
Suche nach rumänischer Pflegerin
Die Mutter verstarb letztes Jahr vermutlich an Altersschwäche im Beisein einer rumänischen Hauskrankenpflegerin: „Der Sohn selbst war zum Todeszeitpunkt nicht zuhause. Die Pflegerin hat ihm dann gesagt, dass seine Mama jetzt verstorben sei“, so der Polizist. Die Ermittlerinnen und Ermittler konnten besagte Pflegerin bisher noch nicht kontaktieren, da diese nach dem Ableben der Frau wieder zurück nach Rumänien gereist sei.
Als Motiv gab der einkommenslose mutmaßliche Täter gegenüber der Polizei an, er habe nicht auf das Geld seiner Mutter verzichten wollen: „Er hat gewusst: Wenn er den Tod meldet, werden sofort alle Zahlungen eingestellt. Ihm war klar, dass er finanziell weder das Begräbnis bezahlen kann, noch das Haus weiter halten kann, in dem die beiden gewohnt haben“, erklärte Helmuth Gufler.
Mehrere zehntausend Euro
Insgesamt entstand durch den illegalen Bezug der Sozialleistungen ein Schaden in Höhe von rund 50.000 Euro. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es laut Polizei derzeit keine, wenngleich noch toxikologische Untersuchungen am Leichnam liefen. Der 66-jährige Sohn und mutmaßliche Täter wird wegen Verdachts des schweren Betruges und Störung der Totenruhe angezeigt.