Hände halten Mobiltelefon
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Gesundheit

Gespräche können Leben retten

Am Freitag, dem 10. September, ist Weltsuizidpräventionstag. Die Telefonseelsorge 142 und der Psychosoziale Krisendienst sind Anlaufstellen für Menschen, die aus einer Krise keinen Ausweg mehr sehen und hilft auch Angehörigen, Betroffene zu unterstützen.

Hilfe bei Suizidgedanken

Die professionell ausgebildeten Beraterinnen und Berater erreicht man rund um die Uhr über die Telefonnummer 142. Die Seelsorge ist vertraulich und kostenlos. Es gibt auch eine Chat- und E-Mailberatung.

Der Psychosoziale Krisendienst ist unter der Telefonnummer 0800 400 120 von Mo – Do von 8.00 bis 20.00 Uhr erreichbar; von Fr – Mo rund um die Uhr. Am Wochenende und an Feiertagen können Betroffene auch zuhause unterstützt werden.

Suizid ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Im Jahr 2020 nahmen sich 1.072 Menschen in Österreich das Leben – etwa drei pro Tag und dreimal so viele, wie im Straßenverkehr sterben. Auffallend ist, dass sich nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und deutlich mehr ältere Menschen als Jüngere. Über ein Drittel aller Suizide in Österreich entfallen auf Menschen über 65. Bei den Jüngeren bis etwa 30 Jahre ist der Suizid hinter Verletzungen und Vergiftungen die häufigste Todesursache.

Hinzu komme, dass die Anzahl der Suizidversuche die Zahl der tatsächlich durch Suizid verstorbenen Personen um das 10- bis 30-Fache übersteige, warnen Expertinnen und Experten. Allerdings führten Tabuisierung, Stigmatisierung und Scham- oder Schuldgefühle häufig zu einer Verschleierung suizidalen Verhaltens. Auch würden nicht alle Suizidversuche als solche erkannt oder führten zu einem Kontakt mit dem Gesundheitssystem, hieß es.

Mann sitzt traurig und weinend auf Couch mit Taschentuch – gestresst durch Burnout, Probleme, Überforderung
ORF
Männer leider häuftiger unter Suizidgedanken als Frauen, tun sich aber oft schwer, Hilfe zu suchen

Suizidprävention wirkt

Es habe sich gezeigt, dass Prävention und Unterstützung helfen, Suizide zu verhindern, bestätigte die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, Astrid Höpperger. Das Gespräch mit den geschulten Beraterinnen und Beratern entlaste, zeige neue Perspektiven auf, eröffne Lösungswege oder sei ein Sprungbrett für weitere Hilfsangebote.

„Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass sich Menschen mit Suizidgedanken oft überfordert fühlen und Ausweglosigkeit spüren. Vielfach geht es darum, dass ein Mensch so nicht weiterleben möchte“, so Höpperger. Nicht jeder werde durch Krisen oder unter Belastung suizidal. Ein hohes Selbstwertgefühl, soziale Kompetenzen und positive Bewältigungsstrategien können Stress abfedern. Die Bereitschaft, Hilfe zu suchen, sei durch die persönliche Einstellung bestimmt.

Dem gegenüber stehe oft die Tabuisierung und Stigmatisierung psychischer Erkrankungen, was dazu führe, dass vor allem Männer nur ungern Hilfe suchen. Gerade durch die Pandemie litten viele an finanziellen Nöten oder Ohnmachtsgefühlen, hieß es. Entscheidend sei, dass suizidgefährdeten Menschen ein Gesprächsangebot gemacht wird und ihnen verständnisvoll, nicht wertend begegnet werde, betonte die Psychotherapeutin.

Psychosozialer Krisendienst

Seit mehr als 50 Jahren wenden sich Menschen in akuten Krisensituationen an die Telefonseelsorge – Notruf 142. Zusätzlich gibt es seit Oktober den Psychosozialen Krisendienst, der sich aus der Corona-Sorgen-Hotline entwickelte und vom Land Tirol vergangenes Jahr aliquot mit rund 190.000 Euro und heuer mit rund 410.000 Euro sowie von den Sozialversichtungsträgern gefördert wird.

Insgesamt wurden bisher 2.620 Anrufe verzeichnet, also rund 238 Anrufe im Monat. In 180 Gesprächen davon war Suizid ein Thema, was gut 16 Anrufen pro Monat entspricht. Über die telefonische Hilfe in der akuten Krisensituation hinaus gibt der Psychosoziale Krisendienst den Betroffenen und Hilfesuchenden, falls nötig, auch die nötigen weiterführenden Informationen zu den passenden Versorgungsstrukturen.