Bernadette Holzknecht mit einer Eule im Greifvogelpark Längenfeld
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Die Herrin der Greifvögel

Bernadette Holzknecht aus Längeld ist eigentlich gelernte Pferdefacharbeiterin, aber inzwischen haben es ihr die Greifvögel angetan. Die 26-Jährige ist seit März im Greifvogelpark in Umhausen (Bezirk Imst) tätig und will Falknerin werden.

Seit einem halben Jahr kümmert sich Bernadette Holzknecht um die Greifvögel in Umhausen. Was hier so leicht aussieht, ist harte Arbeit: „Am Anfang bin ich fast verzweifelt. Die Vögel sind, wenn ich in die Voliere gekommen bin, vor mir weggeflogen. Das war nicht so schön. Da braucht es viel Geduld“, erzählt die 26-Jährige.

Ein langer gemeinsamer Weg

Das Vertrauen der Tiere musste sich Bernadette Holzknecht hart erkämpfen, denn Greifvögel sind Pessimisten: Sie gehen immer davon aus, dass Neues schlecht für sie ist. In den letzten Monaten hat die junge Frau daher viel Zeit mit den Tieren verbracht, sie gefüttert und herumgeführt. „Sie sitzen dann bei dir auf der Faust und du gehst quasi mit ihnen spazieren, zeigst ihnen die Gegend, wo sie daheim sind und dass es ihnen bei dir gut geht.“

 Falke im Greifvogelpark Längenfeld
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Das Vertrauen eines Falken muss man sich mühsam erarbeiten

Auch Leckerlis kommen bei dem Training zum Einsatz, um den Tieren ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln: „Irgendwann kommt der Vogel dann freiwillig zu dir und bleibt auch bei dir. Das ist wunderschön und baut einen richtig auf“, erzählt Bernadette Holzknecht.

Neugierige Kolkraben

Mittlerweile haben sich die Vögel an die 26-Jährige gewöhnt und von der anfänglichen Scheu ist wenig geblieben. Besonders unterhaltsam sei die Arbeit mit den Kolkraben, sagt die Vogelexpertin: „Wenn ich dort die Voliere putze, setzen sie sich auf meinen Kopf oder fliegen mir auf die Hand, um genau nachzuschauen, ob ich etwas für sie eingesteckt habe. Das ist schon sehr lustig!“

Bernadette Holzknecht mit Raben im Greifvogelpark Längenfeld
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Die Arbeit mit den Kolkraben wird der jungen Frau nie langweilig

Auch in das menschliche Team im Greifvogelpark hat sich Bernadette schnell eingelebt. Sie ist schon in kurzer Zeit ein wichtiger Teil der Falknerei geworden, bestätigt Falkner Norbert Rudigier: „Sie kann es einfach! Sie hat das richtige Gemüt und die nötige Ruhe und Gelassenheit. Die Ausstrahlung erzeugt eine Wechselwirkung mit den Tieren. Wenn du nervös und falsch reagierst, reagiert der Greifvogel auch falsch. Das ist ein Geben und Nehmen.“

Gänsegeier-Diva Gitti

Aus aus der täglichen Flugshow ist die Längenfelderin nicht mehr wegzudenken. Diese Vorstellung ist aber nicht nur für das Publikum da – viele der Greifvögel lassen sich auch gerne bewundern und bestaunen, betont Holzknecht: „Sie präsentieren sich ganz anders, wenn Leute da sind. Gerade Gitti, unsere Gänsegeier-Dame ist ein richtiger Publikumsliebling. Sie dreht sich im Kreis und präsentiert sich von allen Seiten. Eine große Diva“, schmunzelt sie.

Bernadette Holzknecht mit einem Geier im Greifvogelpark Längenfeld
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Gänsegeier Gitti zeigt sich von ihrer besten Seite

Besondere Arbeit voller Adrenalin

Auch auf für die künftige Falknerin ist die Flugshow immer noch ein besonderes Erlebnis: „Mein Herz klopft immer gewaltig, weil man hofft, dass der Vogel auf dem Handschuh landet und nirgends sonst. Das ist ein Wesen, das jederzeit einfach wegfliegen könnte. Wenn es dann trotzdem zu dir kommt, das ist schon gewaltig“, schildert sie begeistert.

Wenn man täglich mit den Vögel zu tun habe, vergesse man manchmal fast, wie schön diese Tiere seien, so Holzknecht: „Man denkt manchmal nicht daran, dass das etwas Besonderes ist. Aber wenn du dann die Türe aufmacht und mit dem Vogel am Arm herauskommst und das Staunen in den Augen der Leute siehst, erinnerst du dich wieder daran, dass das nicht etwas Alltägliches ist.“

Bernadette Holzknecht mit einem Falken im Greifvogelpark Längenfeld
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Bernadette Holzknecht beginnt in Kürze ihre Ausbildung zur Falknerin

Falknerin in Ausbildung

Bernadette Holzknecht will auf jeden Fall im Greifvogelpark bleiben: „Mit den Tieren wird es nie langweilig. Jeder Tag ist anders. Das ist das Schöne. Es ist kein Bürojob, wo man täglich dasselbe machen muss. Das wäre wirklich gar nichts für mich“, lacht die junge Frau.

Im Herbst startet sie den Theoriekurs für die Ausbildung zur Falknerin. Viel Praxis hat sie in der Zwischenzeit ja bereits gesammelt.