Forum Alpbach
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Chronik

Alpbach: Abschluss im Zeichen von Corona

Andreas Treichl hat zum Abschluss des ersten Europäischen Forums Alpbach unter seiner Präsidentschaft eine positive Bilanz gezogen. Bezüglich der Corona-Pandemie wurden beim Forum strenge Auflagen durchgezogen. Auch für die Organisation war Corona eine große Herausforderung.

„Alles in allem ist es uns gelungen, das, was wir heuer umsetzen wollten, umzusetzen“, sagte der frühere Erste-Group-Chef am Freitag im Gespräch mit der APA. Ein „richtiger Schritt“ sei es auch gewesen, für eine Teilnahme am Forum einen zusätzlichen PCR-Test zu verlangen, „auch wenn wir uns das Leben dadurch nicht leichter gemacht haben“.

Franz Fischler und Nachfolger Andreas Treichl
APA/Helmut Fohringer
Treichl zog zum Abschluss trotz Corona eine zufriedene Bilanz

Diese „Sicherheitsschleife“ habe jedoch zwei Folgen: „Die eine Folge ist, dass, wenn ein Problem entsteht, wir das Problem bei uns lösen können und nicht auf jemand anderen verschieben. Für uns war es mühsamer, aber wir haben dadurch die Gefahr gebannt, dass Leute aus Alpbach wegfahren und irgendwo anders dann Leute anstecken.“ Die Regelung habe freilich auch „relativ oft“ zu „Stresssituationen geführt und zu Verärgerung“, denn nicht alle Teilnehmer hätten gut auf diese über die 3G-Regel hinausgehende Maßnahme reagiert.

Sieben Fälle von Geimpften zu Beginn

Im Endeffekt sei man aber „sehr froh“, so gehandelt zu haben. Während der Seminarwoche am Beginn des Forums habe es insgesamt sieben Covid-Fälle gegeben – „von doppelt Geimpften, die mit einem negativen Test aus dem Ausland angereist sind und dann hier plötzlich positiv getestet wurden“.

Das Präventionskonzept habe jedoch funktioniert: „Wir haben jetzt, in der entscheidenden Woche, wo viele Leute da waren, keine Fälle mehr gehabt“, sagte Treichl. Man habe es den Menschen auch „sehr einfach gemacht“, sich testen zu lassen. „Die Gemeinde war extrem hilfreich, und natürlich hat uns auch die Stadt Wien sehr geholfen mit der Zurverfügungstellung der Testkits.“

Erschwerte Planung durch Pandemie

Generell habe die Corona-Pandemie den Organisatoren „das Leben sehr erschwert, weil wir in der Planung natürlich darauf Rücksicht nehmen mussten, dass das Forum Alpbach zu einem Zeitpunkt stattfindet, wo schon im Juni sicher war, dass es zu steigenden Zahlen kommen wird. Es war die allgemeine Meinung, den Sommer wird man noch überstehen, aber bewahre uns vor dem Herbst.“

Das Forum finde „am Ende des Sommers statt, und wir sind auf Nummer sicher gegangen und haben daher wesentlich weniger Gäste eingeladen als wir hätten einladen können“. Das habe viele Auswirkungen gehabt – unter anderem sei es budgetär extrem schwer gewesen zu planen. Es sei darum gegangen, „die richtige Mischung zu finden zwischen Sicherheit, finanziellen Interessen und Publikumsinteressen“.

Teilnehmerzahl an Voraussetzungen anpassen

Insgesamt haben sich am Forum heuer 4.134 Teilnehmer aus 62 Ländern beteiligt – 2.157 davon in Alpbach selbst, 1.977 online. Zur künftigen Teilnehmerzahl hielt Treichl fest, dass die Konferenz auch an die vorhandene Infrastruktur angepasst werden müsse.

„Die Hospitalität spielt eine große Rolle. Es hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ärgernissen geführt, weil Leute hergekommen sind und dann nur ein Quartier finden konnten, das sehr weit von Alpbach entfernt ist, und bei dem dichten Programm immer mit dem Shuttle hin- und herzufahren ist für viele Gäste eine Belastung. Da wir ja Alpbach auch so aufbauen wollen, dass nicht nur die Stipendiaten, die Diskutanten, Vortragenden und Panel-Teilnehmer internationaler werden, sondern auch die Gäste müssen wir natürlich noch mehr Rücksicht nehmen.“

Treichl dementiert Wegzugs-Gerüchte

Gefragt zu Medienberichten über Gerüchte, dass das Forum aus Alpbach wegziehen könnte, sagte der Präsident: „Ich weiß nicht, wer auf die Idee gekommen ist. Schauen Sie, das Forum Alpbach ist seit 1945 hier und hat eine 76-jährige Geschichte und ist sehr eng mit diesem Ort verbunden. Und selbst wenn irgendwo ein Ort entstehen würde, der infrastrukturmäßig noch besser passen würde, würden wir es wahrscheinlich nicht verlegen, weil es ganz einfach gewisse Traditionen gibt, die man beibehalten sollte.“ An derartigen Gerüchten sei also überhaupt nichts dran.

Junge Menschen sollen stärker eingebunden werden

In den nächsten Jahren sollen vor allem junge Menschen noch stärker in die Konferenz eingebunden werden. „Wir haben den Plan, dass wir in der Zukunft keine Panels mehr haben, wo nicht die Jugend als Teilnehmer dabei ist, als Vertreter einer Interessensgruppe. Und das ist für mich die Zukunft von Alpbach.“ Schon heuer habe sich gezeigt, „dass das fast ausnahmslos von den Vertretern der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft als extrem positiv empfunden wird, obwohl oder vielleicht weil es sie sehr oft aus der Komfortzone herausholt“.

Alpbach soll analoges Forum bleiben

Das heurige Forum hat Corona-bedingt überwiegend in hybriden Formaten stattgefunden. Für die Zukunft will Treichl jedoch wieder stark auf die analoge Komponente setzen: „Ich würde schon sagen, das Forum Alpbach lebt sehr stark von der Atmosphäre, vom Ort und von der Umgebung, und hybrid kriegt man vieles schlicht und einfach nicht mit, das man mitkriegt, wenn man hier ist“, unterstrich er.

„Prinzipiell würde ich eher dazu tendieren, dass Alpbach ein möglichst analoger Event ist, und wir hybride Zuschaltungen nur dort haben, wo es unbedingt notwendig ist, weil wir einen Speaker oder eine Repräsentantin zu dem Thema unbedingt haben wollen und der oder die zufällig nicht hier sein kann. Aber wir sollten auf physische Anwesenheit pochen, so gut es geht.“

Covid könne auch in Zukunft für Unsicherheit sorgen

Treichl geht davon aus, dass Covid auch künftig ein „Unsicherheitsfaktor“ bei der Planung von Events wie dem Forum Alpbach sein wird. „Das werden wir nicht wegkriegen, und wir müssen eben daran arbeiten, dass wir die Konzeption des Forums Alpbach möglichst flexibel gestalten können. Das ist eine zusätzliche Erschwernis, die für die Eventorganisation als ein Zusatzproblem nicht weggehen wird.“