AMS-Eingangstür mit Wartenden dahinter
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Wirtschaft

Langzeitarbeitslosigkeit sinkt nur langsam

Der Tiroler Arbeitsmarkt ist weiter auf Erholungskurs, wie die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigen. Die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen sinkt allerdings nur langsam, trotz Rekordniveau bei offenen Stellen.

Mit Stand Dienstag (31. August) galten in Tirol 13.183 Menschen als arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sankt somit die Arbeitslosigkeit im Bundesland um 30 Prozent. 5.647 Menschen mehr als im August 2020 haben somit wieder einen Job. Daneben ging auch die Zahl der Personen in Kurzarbeit weiter zurück. Nur noch 1.810 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 401 Tiroler Betrieben waren Ende August zur Kurzarbeit angemeldet. 826,1 Millionen Euro an Kurzarbeitsbeihilfen wurden in Tirol seit Beginn der Pandemie ausbezahlt.

Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht

Im August 2019, vor Beginn der Pandemie, waren in Tirol 11.537 Menschen arbeitslos. Das waren ca. 1.650 Menschen weniger als aktuell. Die Zahl der Arbeitslosen sank in den letzten Monaten aber kontinuierlich, was auch das AMS positiv stimmt: „Die Entwicklung am Tiroler Arbeitsmarkt ist aktuell sehr positiv und wir erholen uns von der schwersten Rezession seit vielen Jahren schneller als erwartet“, hieß es von Seiten des AMS am Mittwoch. Die Arbeitslosenquote lag Ende August bei 3,6 Prozent.

Schild „Zimmer frei“
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Im Bereich „Beherbergung und Gastronomie“ erreicht die Zahl der Arbeitslosen das Vorkrisenniveau

Nach wie vor waren Frauen stärker betroffen als Männer. 6.872 Frauen und 6.311 Männer galten in Tirol als arbeitslos. Der Bereich „Beherbergung und Gastronomie“ erreichte im August wieder das Vorkrisenniveau. Mit 1.675 arbeitslosen Menschen lag man knapp unter dem Niveau vom August 2019. Verhältnismäßig gering sank die Arbeitslosigkeit mit -24,9 Prozent im Handel. Sie liegt somit noch deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Langzeitarbeitslosigkeit sinkt langsam aber kontinuierlich

Die meisten Langzeitarbeitslosen (Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind) gab es in Tirol Ende April. Damals waren 3.397 Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. In den vergangenen Monaten sank diese Zahl wieder kontinuierlich auf 2.299 Betroffenen Ende August. Damit war der Wert allerdings immer noch deutlich höher als im Vorjahr.

Laut AMS ist Höherqualifizierung das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. „39,5 Prozent der Ende August vorgemerkten Arbeitslosen haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Diese Menschen waren hauptsächlich in Hilfsberufen tätig und haben weder Lehrabschluss noch höhere Schulausbildung“, hieß es von Seiten des AMS.

Arbeitslose Frau am AMS-Computer
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Die Zahl der Menschen in Schulung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 37,8 Prozent an

Nachfrage nach Arbeitskräften weiter auf Rekordniveau

„Aktuell sind beim AMS Tirol 8.677 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet, das sind so viele wie noch nie zuvor zu dieser Jahreszeit", so das AMS in einer Aussendung am Mittwoch. Bei 48 Prozent der offenen Stellen wurde eine fachliche Qualifikation über dem Pflichtschulabschluss vorausgesetzt. Daneben wurde mit Ende August auch weiterhin Lehrlinge dringend gesucht. 467 sofort einsatzbereiten Lehrstellensuchenden standen insgesamt 1.404 offene Lehrstellen gegenüber.

Deutliches Plus bei Schulungsteilnehmern

Ein deutliches Plus gibt es bei den Schulungsteilnehmern. Auch im Bundesländervergleich stach Tirol mit einem Zuwachs von 37,8 Prozent hervor. 2.113 Menschen waren mit dem Stichtag 31. August in Schulung. Das waren 530 Menschen mehr als im Vorjahr. Beim AMS beobachte man, dass viele offene Stellen nicht besetzt werden könnten, weil „die Qualifikationen der arbeitsuchenden Menschen in vielen Fällen nicht mit den Anforderungen der Unternehmen übereinstimmen“.

NEOS: Kurzarbeit zahlt Leute fürs Nichtarbeiten

NEOS Sozial- und Wirtschaftssprecher Gerald Loacker forderte ein Ende der Corona-Kurzarbeit. Diese sei zwar am Anfang der Krise wichtig gewesen, mittlerweile aber kontraproduktiv. Im Rahmen einer Pressekonferenz zur Wintersaison am Mittwoch in Innsbruck verwies der Nationalratsabgeordnete auf die vielen offenen Stellen, insbesondere im Tourismus. Durch die Kurzarbeit würden Steuerzahler Leute „fürs Nichtarbeiten bezahlen, die an anderer Stelle gebraucht würden“, so Loacker.

Platter: Entwicklung im Tourismus stimmt optimistisch

Dass sich der Tiroler Arbeitsmarkt von der Corona-Krise erhole, mache zuversichtlich für die nächsten Monate, erklärte Landeshauptmann Günther Platter in einer Aussendung. Trotzdem würden weiter Maßnahmen gesetzt, um auch die rund 13.000 Arbeitslosen in Beschäftigung zu bringen. In den kommenden Wochen starte eine Info-Kampagne über die vielen Angebote der Arbeitsmarktförderung.