Denkmal Tristach Umstritten Kosaken
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Gesellschaft

Tristach: Umstrittener Gedenkstein

In Osttirol sorgt ein Gedenkstein zur Kosaken-Tragödie für Diskussionen. In Tristach wurde vor 40 Jahren dem Kosaken-General Helmuth von Pannwitz ein Gedenkstein gewidmet, der als SS-Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet wurde. Die Gemeinde überlegt, den Stein entfernen zu lassen. Die Familie des Generals wehrt sich dagegen.

Die Geschichte der Lienzer Kosaken ist von zwei Seiten zu sehen. Einerseits haben hunderte Soldaten und begleitende Familienmitglieder der Kosakenverbände, die aufseiten Nazi-Deutschlands kämpften, nach dem Zweiten Weltkrieg bei einem Massaker der Engländer ihr Leben verloren oder begingen Selbstmord, weil sie einer Auslieferung an die Sowjetunion entgehen wollten. Die Kosakenverbände haben allerdings ihrerseits Kriegsverbrechen im Gebiet des früheren Jugoslawien an Zivilpersonen verübt, erklärte dazu der Innsbrucker Historiker Peter Pirker: „Sie waren aufseiten der Wehrmacht und im Rahmen der Waffen-SS an massiven Verbrechen gegen Widerstandsbewegungen und Zivilisten beteiligt, vor allem in Kroatien.“

Foto der Kosaken aus dem Bundesarchiv
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Gedenkstein 1983 vom Gemeinderat beschlossen

Warum ausgerechnet in Tristach ein Gedenkstein für den Anführer General Helmuth von Pannwitz aufgestellt wurde, weiß heute niemand mehr. Tatsache ist, dass die Gemeinde jetzt die Geschichte aufarbeiten will, sagte Bürgermeister Markus Einhauer: „Wenn man in den Gemeinderatsprotokollen nachschaut, dann weiß man nur, dass im Juni 1983 der Gemeinderat das genehmigt hat. Das dürfte relativ unreflektiert passiert sein.“

Kosaken General von Pannwitz
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General Helmuth von Pannwitz

Historiker sehen Pannwitz als Nazi

Von der Familie des Generals von Pannwitz kommt Kritik, der Vater sei gar nicht bei der SS gewesen. Dem widerspricht allerdings der Historiker Peter Pirker vehement: „Er war ein SA-Führer in Schlesien, Mitglied der NSDAP und war dann später einer jener Offiziere, die versucht haben, in der Sowjetunion einheimische Kollaborateure zu gewinnen. Er hat dann ganz maßgeblich Kosakenverbände aufgestellt.“

Historiker Peter Pirker
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Der Innsbrucker Historiker Peter Pirker

Gemeinderat wird im September entscheiden

Bürgermeister Markus Einhauer meint, dass sich der Gemeinderat für eine Entfernung aussprechen wird: „Ich will jetzt nicht die Entscheidung des Gemeinderats vorwegnehmen. Er wird in wenigen Wochen im September nach der Sommerpause tagen. Es deutet aber sehr vieles darauf hin.“

Eines ist jedenfalls klar: Man wird die Geschichte und das Schicksal der sogenannten Lienzer Kosaken in Zukunft auch in Verbindung mit den Kriegsverbrechen in Jugoslawien denken müssen.