Schärmer Kühe Landwirtschaft
ORF
ORF
Leute

„Caritas geht immer“ – Schärmer dankt ab

Nach über zwanzig Jahren an der Spitze der Caritas Tirol geht Georg Schärmer Ende des Monats in Pension. Der 65-jährige Inzinger bekräftigt zum Abschied erneut seine Forderung nach einem Umdenken in der Sozial- und Gesundheitspolitik.

„Caritas geht immer“. Das ist einer der Slogans, die Georg Schärmer kreiert hat, um auf die Verpflichtung zur Solidarität mit Menschen in Not hinzuweisen. Nach über zwanzig Jahren an der Spitze der Caritas Tirol übergibt er die Leitung des kirchlichen Hilfswerks an die Theologin Elisabeth Rathgeb. Er habe die Caritas schon mit der Muttermilch aufgesaugt, sagt Schermer. Seine Eltern seien stets eine soziale Drehscheibe gewesen und großzügige Menschen, von denen er viel gelernt hätte.

Schärmer im Gespräch mit MitarbeiterInnen
ORF
Schärmer setzte als Caritas Direktor in den letzten 30 Jahren zahlreiche soziale Impulse

Krafttanken im Grünen

Aufgewachsen ist Schärmer auf einem kleinen Nebenerwerbshof. Er sei dankbar um diese Erfahrung. „Ich habe gelernt, dass zwischen Säen und Ernten eine lange Zeit liegt und nicht alles was wir ernten ist unser Verdienst, nicht alles was zu Grunde geht, ist unsere Schuld“, reflektiert Schärmer. Er tanke vor allem im Grünen Kraft, an jenem Ort, an dem er den Blick für das Wesentliche schärfe. Neben dem Sozialen hätte er auch die Liebe zur Natur von daheim mitbekommen, die Liebe zum Intakten, das es aber auch zu schützen gelte.

Georg Schärmer in „Tiroler Leut“

Über 20 Jahre lang hat Georg Schärmer die Caritas der Diözese Innsbruck geleitet. In dieser Zeit sind viele soziale Impulse und Initiativen von ihm ausgegangen. Jetzt verabschiedet sich der Inzinger in die Pension.

Die Erfahrungen im Grünen hätten ihm im Getriebe des Alltags stets viel Ruhe gegeben, so der 65-Jährige. Georg Schärmer hat in seinen 23 Jahren als Caritas-Direktor 30 Arbeitsprojekte etwa für Drogenkranke, in der Demenzberatung oder im Bereich der Kinderbetreuung initiiert. Dazu kommen über 100 Projekte der Katastrophenhilfe, Ernährungssicherheit etc.

„Es braucht einen neuen Gesellschaftsvertrag“

Ob der großen Herausforderungen, etwa im Bereich der Pflege, brauche es ein neues Miteinander, einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen Alt und Jung, Kranken und Gesunden, Vermögenden und Verarmten, fordert der Inzinger.

Die edelste Aufgabe der Politik sei es, sozialen Frieden herzustellen und eine gute Versorgung sicherzustellen. Wenn Menschen nicht versorgt würden, gebe es Streit, Gewalt und Bürgerkriege. Es gehe darum, Brücken zu bauen. Schärmer will künftig auch Abseits seiner Funktion als Caritas-Direktor seine Stimme erheben, wenn er in diesem Bereich ein Ungleichgewicht orte.

Schärmer Caritas Kirche Totale
ORF
Der 65-jährige bekräftigte zum Abschied erneut seine Forderung nach einem Umdenken in der Sozial- und Gesundheitspolitik

Leben über Grundeinkommen absichern

Georg Schärmer ruft die Entscheidungsträger einmal mehr dazu auf, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und eine sozial verträgliche Politik für alle zu machen. Die Pflege müsse neu organisiert, wohnen leistbar gemacht, Arbeit gerecht verteilt und das Leben über ein Grundeinkommen für alle abgesichert werden, so Schärmer, der sich auch für eine neue Form des Zivildiensts für alle ausspricht. In der Pension will er der Musik mehr Zeit widmen. Der 65-Jährige freut sich auf mehr Zeit zum Gitarre-, Klavier-, und Harfenspielen und singen.