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Gabriel Eder
Gabriel Eder
Wissenschaft

Klimawandel: Auswirkungen auch auf Seen

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimischen Seen und ihre Lebewesen werden jetzt von Markus Möst vom Institut für Ökologie an der Universität Innsbruck erforscht. Konkretes Studienobjekt ist der Wasserfloh. An seinem Beispiel sollen die ökologischen und evolutionären Veränderungen etwa durch Hitzewellen aufgezeigt werden.

Die dem Klimawandel geschuldeten Hitzewellen seien mittlerweile so stark, dass sie auch auf die Seen im Alpenraum auswirkten, berichtete der Ökologe: „Ein Stressfaktor, nicht nur für den Wasserfloh, sondern für das gesamte Ökosystem“.

Nach der Überdüngung kommt die Hitze

Schließlich müsse man den See in seiner Gesamtheit betrachten. Die Krebstierchen dienen etwa Insekten und Fischen als Nahrung, gleichzeitig filtern sie Algen und Bakterien aus dem Wasser. In bisher durchgeführten Untersuchungen habe sich bereits gezeigt, dass die vor allem in den 1980er-Jahren stattgefundene Überdüngung von Gewässern zu genetischen Veränderungen der Tiere geführt habe. „Jetzt wollen wir untersuchen, wie diese veränderten Wasserflöhe auf einen weiteren Stressfaktor – in unserem Fall Hitzewellen – reagieren“, so Markus Möst.

Wasserfloh
APA/Markus Möst
Wegen seiner kurzen Generationszeiten eignet sich der Wasserfloh besonders gut dafür, die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimischen Seen zu erforschen

Anpassung wird notwendig

Neben der Erforschung ökologischer Effekte stehe dabei die evolutionäre Perspektive im Vordergrund. „Jene Tier- und Pflanzenarten, die sich an den Wandel besser anpassen können, werden sich besser behaupten können“, beschrieb Möst seinen Ansatz. Ökologische Veränderungen können, müssen aber nicht, zu einer evolutionären Anpassung führen, die die Arten wiederum widerstandsfähiger macht, so der Wissenschaftler.

Für seine Forschung wurde Markus Möst Ende Juni vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) mit dem mit rund 1,2 Millionen Euro dotierten START-Preis ausgezeichnet. Das START-Projekt soll im Frühjahr 2022 initiiert werden und ist für eine Dauer von sechs Jahren anberaumt. Das Innsbrucker Kernteam rund um Möst wird dabei von internationalen Experten unterstützt.

Zwölf Alpenseen werden untersucht

Die Forscher stützen sich im Zuge der Datenerhebung auf Experimente und drei unterschiedliche Beobachtungsschienen. Zunächst werden Monitoringdaten genutzt, bei denen demselben Gewässer regelmäßig Proben entnommen werden. Räumlich verteilt, aber zur gleichen Zeit will sich das Team zusätzlich eine größere Auswahl von mindestens zwölf Alpenseen ansehen. Zuletzt werde man Sedimentkerne untersuchen, meinte Möst. Wenn die Dauereier des Wasserflohs an tiefen Stellen der Seen absinken, werden sie dort von Sediment überdeckt und konserviert. „Mit der genetischen Untersuchung von Eiern aus tieferen Sedimentschichten lassen sich Rückschlüsse auf die Vergangenheit treffen“, meinte der gebürtige Osttiroler.

Auswirkungen auf Seen drastisch

Die Auswirkungen der Klimakatastrophe, dass etwa Gewässer nicht mehr richtig mischen, sollte uns zu denken geben, war sich der Ökologe sicher. Es sei höchste Zeit, „endlich ernst gemeinte Handlungen zu setzen“. Seen seien nicht nur Erholungs- und Freizeiträume. Dysfunktionale Seen ließen sich touristisch schwer vermarkten und einige Seen dienen auch als Trinkwasserreservoirs. „Die Politik muss endlich in die Gänge kommen“, richtete Möst einen dringenden Appell an die Entscheidungsträger und an die Allgemeinheit: „Jeder Einzelne muss bereit sein, Klimaschutz mitzutragen.“ Jetzt etwas zu verändern, sei für die Menschheit existenziell: „Der Wasserfloh wird den Klimawandel vermutlich leichter überstehen als der Mensch.“