Maria Theresienstraße in Innsbruck
Zeitungsfoto.at
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Politik

Emotionale Reaktionen auf autofreie Innenstadt

Der Vorstoß der Innsbrucker Grünen für eine autofreie Innenstadt stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die FPÖ fordert dazu eine Volksbefragung. ÖVP und SPÖ sehen darin einen „Gag“. Am Donnerstag hatten die Grünen eine Machbarkeitsstudie präsentiert.

Die autofreie Innsbrucker Innenstadt könnte über die Altstadt hinaus erweitert werden. Die Innsbrucker Grünen gaben dazu eine Studie in Auftrag, die die Machbarkeit bestätigte, auch wenn dafür Umgestaltungen notwendig wären – mehr dazu in Grüne wollen Innsbruck autofrei machen. Damit würde es im Zentrum keine Kurzparkzonen mehr geben, Autofahrer müssten in Tiefgaragen parken.

Kaufleute sehen Fußgängerzonen positiv

Der Innsbrucker Zentrumsverein, die Kaufmannschaft in der Innsbrucker Altstadt, der Maria Theresienstraße und Umgebung, steht der Idee einer autofreien Innenstadt in einer ersten Reaktion positiv gegenüber.

Fußgängerzonen würden durchaus Kundschaft anziehen, meinte der Sprecher des Zentrumsvereins, Michael Perger: „Das hat Aufenthaltsqualität, da flaniert man gerne. Aber die Zufahrt muss gewährleistet sein, man muss die Tiefgaragen intelligent füllen, das wird ein Knackpunkt sein. Auch die Anlieferung für die Händlerinnen und Händler, für die Gastronomiebetriebe muss einfach gemacht werden.“ Kritischer sieht die Idee die Tiroler Wirtschaftskammer. Sie fordert ein Gesamtkonzept, in das auch Gewerbe- und Handwerksbetriebe eingebunden sind.

Mobilitätsstudie Innsbrucker Innenstadt
Büro für Verkehrs- und Raumplanung

FPÖ und ÖVP glauben, dass Bevölkerung nicht mitmacht

Die politischen Mitstreiter in der Innsbrucker Stadtregierung, deren Zusammenarbeit als kontinuierlich schwierig bezeichnet werden darf, sprechen sich in ihren Aussendungen nicht dezidiert gegen eine autofreie Innenstadt aus. Allerdings bezweifelten FPÖ und ÖVP, dass die Bevölkerung sowie die lokale Wirtschaft dabei mitspielen werde, so der Innsbrucker FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger: „Durch die Verlagerung der Parkmöglichkeiten entstehen in den angrenzenden Zonen auch Stellplatzprobleme, denn die 1.000 wegfallenden Parkplätze werden vermutlich dort nun gebraucht. Fahrzeuge verschwinden ja nicht einfach aufgrund dieser Maßnahme.“ Er forderte eine Volksbefragung sowie eine Befragung der Innsbrucker Gewerbetreibenden durch die Wirtschaftskammer fordert.

Die ÖVP bezeichnete die Studie als „unausgegorenen Wahlkampfgag“ der Grünen. Die Obfrau des Verkehrsausschusses, Mariella Lutz (ÖVP), meinte, dass „die Verdrängung der Innenstadt-Parkplätze auf die umliegenden Stadtteile ein Schlag ins Gesicht aller Anwohner sei“. „Nach den Konzepten der Grünen müssen die Innenstadt- und Altstadtbewohner dann noch weitere Wege als bisher zu Fuß von ihren Parkplätzen zu ihren Wohnungen zurücklegen. Wer etwas Größeres transportieren muss oder selbst schwer zu Fuß ist, wird vor fast unlösbaren Problemen stehen. Diese Probleme der Anwohner sind den Grünen scheinbar vollkommen egal, hier wird rücksichtslos eine ideologische Politik weiter fortgesetzt.“

SPÖ: „Grüne riskieren weitere Pleite“

Die Innsbrucker SPÖ kritisierte, dass „in gewohnter Manier absichtlich notwendige Verbündete ignoriert“ worden seien, so der SPÖ-Klubobmann Helmut Buchacher: „Die Grünen produzieren eine Schlagzeile und riskieren eine weitere Pleite. Aus vergangenen Fehlern wird nicht gelernt.“ Für Stadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) ist eine autofreie Innenstadt hingegen „begrüßenswert“. Man müsse aber, so Mayr, „Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen berücksichtigen“.

Mit viel Häme bedacht wurde der Plan hingegen von der Liste „Gerechtes Innsbruck“: „Eine autofreie Innenstadt ist eine nicht ernst zu nehmende realitätsfremde Spinnerei“, ließ Gemeinderat Gerhard Depaoli wissen.

Umsetzung äußerst schwierig

Ob eine autofreie Innenstadt jemals zur Umsetzung kommt, ist fraglich. In Innsbruck gibt es seit dem Frühjahr keine Koalition im klassischen Sinne mehr, da das Viererbündnis aus Grünen, SPÖ, ÖVP und „Für Innsbruck“ auseinandergebrochen war. Seitdem „regiert“ in der Stadt das „freie Spiel der Kräfte“ – mit stetigen Konflikten – mehr dazu in Innsbruck: Willi erklärt Koalition für beendet.