Arztpraxis mit Angestellten
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Politik

Schleppender Start bei Gesundheitszentren

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in Tirol nach wie vor keine Primärversorgungszentren, in denen mehrere Hausärzte unter einem Dach zusammenarbeiten. Laut Plan sollten in Tirol bereits einige Zentren stehen. Doch passiert ist bisher fast nichts.

Laut der Politik sollen die Primärversorgungszentren viele Probleme im Gesundheitswesen lösen, etwa das fehlende Geld, die Zweiklassenmedizin, den Hausärztemangel oder die überfüllten Spitalsambulanzen. Mindestens drei Allgemeinmediziner gründen eine Primärversorgungseinheit als GmbH und holen sich Leute aus anderen Gesundheits- und Sozialberufen herein.

Ärztekammer steht auf der Bremse

Laut Ärztekammer ist es eine erste Hürde, aus einer kleinen Ordination eine Unternehmenseinheit mit 20 oder 30 Mitarbeitern zu gründen. Das sei keine so einfache Sache und wirtschaftlich sehr gefährlich, so der Präsident der Tiroler Ärztekammer Artur Wechselberger. Außerdem schaffe man damit Bürokratie und Administration.

Schild von Primärversorgungszentrum in St. Pölten
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In anderen Bundesländern gibt es bereits Primärversorgungszentren

Dennoch ist das Ganze offenbar attraktiv. Die Steiermark beispielsweise hat bereits zehn derartige Einrichtungen, Oberösterreich sechs, Niederösterreich vier, Tirol hingegen keine einzige. Laut den Plänen des Landes sollten bereits sechs solcher Einrichtungen stehen.

Gesundheitslandesrätin: Man kommt weiter

Die neue Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) will nicht mutmaßen, woran die Pläne bisher gescheitert sind, sondern sie jetzt vorantreiben. Sie sei in den Prozess eingestiegen und habe das engagiert übernommen, so Leja. Man führe fast zweiwöchig Gespräche zu dem Thema und man komme auch weiter.

Die ÖGK sitzt mit am Verhandlungstisch und man zeigt sich hier optimistisch. Die Primärversorguns-Zentren würden kommen, sagt der Ausschussvorsitzende der ÖGK Tirol Werner Salzburger. Die sechs Zentren werde man sicher umsetzen können. Noch heuer werde man den Piloten starten, und im nächsten Jahr werde man einige mehr anbieten.

Pilotprojekt soll im Stubaital starten

Das Pilotprojekt befindet sich in Fulpmes im Stubaital. Der Allgemeinmediziner Matthias Somavilla plant seine Gemeinschaftspraxis in Bälde in ein Primärversorgungszentrum umzugründen, die Voraussetzungen seien vorhanden.

Junge Ärztinnen und Ärzte wollen neue Strukturen, betont die Landesrätin. Es gebe eine neue Generation, die in sehr hoher Qualität arbeite, aber Planbarkeit möchte. Insofern müsse man verstärkt in Teams denken, die sich gut abstimmen, damit Patientinnen und Patienten durchgehend behandelt werden.

Längere Öffnungszeiten

Ein besonderes Merkmal von Primärversorgungseinheiten sind längere Öffnungszeiten von 7.00 bis 19.00 Uhr. Je nach Bedarf ist auch am Samstag und Sonntag geöffnet und immer ist eine Ärztin oder ein Arzt anwesend.

Hier fange es aber an, teuer zu werden, argumentiert Wechselberger. Das seien alles Dinge, die Kosten verursachten und auch für die Koordination würden Kosten anfallen. Laut Salzburger von der ÖGK werde der tatsächliche Aufwand bezahlt. Es gebe eine genaue Regelung und gemeinsam mit dem Land werde man diese Summen stemmen. Man habe die Zusicherung, sich das leisten zu können, den Menschen solle ja doch geholfen werden. Die Rede ist von 240.000 Euro pauschal pro Jahr. Laut Ärztekammer ist das aber noch nicht fertig verhandelt.