Autos und Verkehr in der Innsbrucker Innenstadt
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Politik

Grüne wollen Innsbruck autofrei machen

Die Innsbrucker Innenstadt soll autofrei werden. Die Innsbrucker Grünen haben dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die am Donnerstag präsentiert wurde. Das Vorhaben sei umsetzbar, hieß es, allerdings mit großräumigen Umgestaltungen.

Derzeit können 10.000 Fahrzeuge in der Innenstadt parken. Das entspricht einer Fläche von zehn Fußballfeldern. Die Grünen um Bürgermeister Georg Willi wollen, dass zukünftig für Autos vor den Toren der Innenstadt Schluss ist – zumindest oberirdisch. Eine von ihnen in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie des Innsbrucker Büros für Verkehrs- und Raumplanung bildet die Basis für die Vision.

Fußgängerzonen, Radwege, breite Gehsteige

„Die Zeit dafür ist reif“, sagte Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi am Donnerstag programmatisch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Bereits eine Verlagerung von zehn Prozent der Stellplätze in angrenzende Gebiete führe zu einem autofreien Kernbereich, so Klubobfrau Janine Bex. Statt Parkstraßen wünschen sich die Grünen für die Innsbrucker Innenstadt mehr Fußgängerzonen, Radwege, breite Gehsteige und mehr Raum für Öffis, Handel und Gastro.

„Das macht die Stadt ruhiger und die Menschen bekommen Platz, mehr Bäume, mehr Aufenthaltsqualität, mehr wassergekühlte Flächen, um es in heißen Sommern kühler zu haben. In Summe steigt dadurch die Lebensqualität in der Stadt“, zeigte sich Georg Willi überzeugt. Die Gegend zwischen Bahnhof, Triumphpforte und Bürgerstraße würde seiner Ansicht nach stark aufgewertet werden.

Der Studienautor, Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl, Klubobfrau Janine Bex und Bürgermeister Georg Willi
Grüne
v.l.n.r. Studienautor Hannes Reinstaller, Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl, Klubobfrau Janine Bex, Bürgermeister Georg Willi

Anrainerinnen und Anrainer müssten außen parken

Den Weg wolle man in den nächsten fünf Jahren schließlich „behutsam und schrittweise“, auch in der Diskussion mit Bevölkerung und Unternehmern, beschreiten, hieß es unisono vonseiten der Stadtgrünen. Die Umgestaltung würde am Adolf-Pichler-Platz und in der Begegnungszone beginnen. Längerfristiges Ziel sei es aber, die in der Studie definierten „Innen- und Außenbereiche“ von Kurzparkplätzen zu befreien, stellte Bex klar. Ausnahmen würde es für Behindertenparkplätze geben, für Taxis, sowie für Ladezonen oder bestimmte Berufe wie Handwerker.

Bewohnerinnen und Bewohner der Innenstadt dürften allerdings nur mehr unterirdisch oder in angrenzenden Zonen parken und nicht mehr direkt in der Innenstadt. Bürgermeister Georg Willi glaubt, dass die Bevölkerung das annehmen würde: „Je größer der Widerstand ist, zum Auto zu gehen, weil der Weg länger ist, desto eher gehen Leute zu Fuß oder nehmen das Rad. Die Tirolerinnen und Tiroler sind sportlich.“ Um Platz für die neuen Anrainerparkplätze zu schaffen, würden die Kurzparkzonen in den Außenzonen weichen müssen.

Mobilitätsstudie Innsbrucker Innenstadt
Büro für Verkehrs- und Raumplanung
Wer im „Planungsbereich innen“ wohnt (rot), soll nach den Plänen künftig nur mehr im „planungsbereich außen“ (pink) parken

Flanieren soll Konsum erhöhen

Parken in der Stadt soll nach den Plänen der Grünen dann nur mehr in Tiefgaragen möglich sein. Eine Innenstadt ohne oberirdische Parkplätze helfe auch der Wirtschaft, betonte die Grüne Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl.

„Ich gehe davon aus, dass die Geschäftstreibenden der Innenstadt von dieser Vorstellung angetan sein wird. Autos kaufen nichts, sondern nur Menschen. Menschen, die gerne in der Innenstadt verweilen sind auch gute Kundinnen und Kunden.“ Die Fußgängerzone in der Maria-Theresien-Straße belege das bereits durch Zahlen, so Schwarzl.

Autos als größte CO2-Verursacher

Das alles sei dringend notwendig, weil Verbesserungen in Sachen Klimaschutz, wie etwa Passivhausbau oder Emissionseinsparungen in der Industrie und Landwirtschaft, „durch den Verkehr aufgefressen werden“, wie Willi herausstrich. Autoverkehr sei schließlich in Österreich noch immer der „größte Faktor bei Co2-Ausstoß“, fügte der grüne Bürgermeister der Tiroler Landeshauptstadt hinzu.

Innovationen und Transformationen, müssten zuerst von den Städten ausgehen, hieß es. „Hier beginnen nämlich die neuen und neuesten Entwicklungen“, sagte Willi, der dabei Städte wie Paris oder Freiburg als Vorbilder in Sachen Autofreiheit hervorhob.

Parkplätze in der Innsbrucker Innenstadt
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Das Auto direkt vor der Haustüre – für Bewohnerinnen und Bewohner der Innenstadt wäre das dann nicht mehr möglich

Bevölkerung soll informiert werden

Die Vision der autofreien Innenstadt muss erst durch die politischen Gremien gehen und dort beschlossen werden. Die Grünen zeigten sich optimistisch, Mehrheiten dazu im Innsbrucker Gemeinderat zu finden – trotz des derzeitigen freien Spiels der Kräfte, denn die Koalition aus Grüne, ÖVP, SPÖ und Für Innsbruck ist bereits vor Monaten geplatzt. Die Pläne sollen jedenfalls im Herbst im Rahmen des Budges diskutiert werden. Umsetzbar wäre alles in fünf Jahren, glaubten die Grünen.

Am Mittwoch, 18. August, wird die Studie um 18.00 Uhr im Fotoforum West öffentlich präsentiert. Anrainerinnen und Anrainer der Innenstadt bekämen dieser Tage bereits Infomaterial, hieß es.

Fußgängerin in der Innsbrucker Innenstadt
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Innsbrucks Innenstadt soll mit mehr Fußgängerzonen zum Verweilen einladen

Wirtschaft: Zustimmen und Skepsis

Der Innsbrucker Zentrumsverein steht der Idee der Grünen positiv gegenüber. Stellplätze an der Oberfläche seien „nicht der kritische Erfolgsfaktor“ für eine lebendige Innenstadt. Fußgängerzonen zögen zudem Kundschaft an, so Sprecher Michael Perger: „Das ist genau die Aufenthaltsqualität, von der wir immer sprechen, wo man gerne flaniert.“ Es brauche aber ein intelligentes Konzept für die Tiefgaragen. Die Zufahrt müsse sichergestellt und einfach sein. Außerdem müssten Anlieferungen an Gastronomie und Händler gewährleistet bleiben.

Kritischer sieht es die Tiroler Wirtschaftskammer. Sie fordert Lösungen für Besucherinnen und Besucher, die aus dem ländlichen Raum mit dem Auto anreisen. „Es fehlt ein Gesamtkonzept. Wenn die Innsbrucker Grünen weiterhin derartige Ideen verfolgen, werden immer mehr Betriebe aus Innsbruck wegsiedeln und in die umliegenden Gewerbegebiete auswandern“, fürchtete Bezirksobmann Franz Jirka. Auch er sorgte sich um den Fortbestand des Lieferverkehrs und forderte, dass Wirtschaftstreibende in die Pläne miteingebunden werden.