zwei Mädchen beim Lernen
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Bildung

Viele Eltern wollen daheim unterrichten

Mehr als 400 Kinder sind von ihren Eltern für das nächste Schuljahr vom Unterricht abgemeldet worden. Das sind deutlich mehr als in früheren Jahren. Durch das Lernen zu Hause könnten der Lernerfolg und soziale Kontakte der Kinder beeinträchtigt werden, warnte die Bildungsdirektion.

Gemessen an der Gesamtzahl der Pflichtschüler in Tirol bewegt sich die Zahl der Schulabmeldungen mit bislang 424 im Promillebereich. Es sei aber dennoch ein sprunghafter Anstieg festzustellen, erklärte Bildungsdirektor Paul Gappmaier. Er sah einen Zusammenhang mit der Corona-Situation. So gäbe es Eltern, die ihre Kinder privat unterrichten wollen, weil sie eine weitere Welle der Coronavirus-Infektionen in den Schulen befürchten.

Es gäbe unter den Eltern auch Fundamentalisten, so der Bildungsdirektor. Diese Eltern seien gegen das Testen und gegen das Impfen. Und es gäbe auch einige Eltern, die verunsichert seien.

Bildungsdirektor: Gefahr der Isolation beim Lernen daheim

Schon im Frühjahr mussten hunderte Schüler in Tirol zu Hause bleiben, weil die Corona-Tests in der Schule verweigert wurden. Beim Unterricht zu Hause fallen die sozialen Kontakte zwischen Schülern und das soziale Lernen weg, warnte der Bildungsdirektor.

Unterricht in den Klassen sei für die Kinder wichtig, da sie dort gemeinsam mit anderen Kindern eine Lernumgebung hätten. Beim häuslichen Unterricht bestehe die Gefahr einer Isolation, so Gappmair. In Österreich besteht zwar keine Schulpflicht, aber eine Unterrichtspflicht – die Lernziele müssen in jedem Fall erreicht werden.

Prüfung am Jahresende des häuslichen Unterrichts

Auch im Fall des häuslichen Unterrichts müsse die entsprechende Qualifikation nachgewiesen werden, gab Gappmair zu bedenken. Es müsse gewährleistet sein, dass alles, was im Lehrplan vorgesehen sei, auch vermittelt werden könne. Am Jahresende des häuslichen Unterrichts sei eine Externistenprüfung abzulegen.

„Wird diese Prüfung nicht bestanden, muss das Schuljahr an einer Schule wiederholt werden“, informierte der Bildungsdirektor. Im Jahr vor Beginn der Pandemie schaffte ein Viertel der Schüler mit häuslichem Unterricht diese Prüfung nicht.

Im Vorjahr viel weniger Schüler in häuslichem Unterricht

Im Vorjahr waren in ganz Tirol 233 Pflichtschüler für den häuslichen Unterricht angemeldet. Diese spezielle Form des Unterrichts muss beantragt werden und stellt im Fall der Genehmigung de facto eine Schulabmeldung dar. Heuer gibt es bislang 424 solche Anmeldungen zum häuslichen Unterricht. Die Frist läuft noch bis zum Schulbeginn im September.