Valsertal Mure
LIEBL Daniel/zeitungsfoto.at
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Chronik

Erneut Erdrutsch und Zerstörung im Valsertal

Im Valsertal (Bezirk Innsbruck-Land) ist nach den starken Regenfällen in den frühen Morgenstunden erneut ein Erdrutsch abgegangen. Das hintere Tal war abermals abgeschnitten. Es war bereits der dritte Murenabgang innerhalb einer Woche.

Gegen 4.40 Uhr ist am Sonntag erneut ein etwa 100 Kubikmeter großer Erdrutsch auf die L230 abgegangen. Die Valser Straße wurde zwischen der Volksschule und dem Feuerwehrhaus auf einer Länge von rund zehn Metern verschüttet und überflutet und musste zwischen Vals und Peter Franzens komplett gesperrt werden. Das hintere Tal war dadurch nicht erreichbar. 130 Menschen waren abgeschnitten. Inzwischen ist die Straße wieder einspurig passierbar.

Bereits in der Nacht auf Donnerstag und am vergangenen Wochenende hatte eine Mure dieselbe Straße verschüttet und Häuser abgeschnitten – mehr dazu in Mure ging auf Staße im Valsertal ab und Straßen nach Murenabgängen wieder frei.

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Die Valser Straße wurde zum wiederholten Mal von einer Mure getroffen
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Brücke weggerissen und Felder überflutet

Viel schlimmer sei die Lage derzeit allerdings ganz hinten im Talschluss, wie der Valser Bürgermeister Klaus Ungerank schilderte: „Das ist ein beinahe 100-jährliches Hochwasser. Es hat uns dort eine Brücke weggerissen und einen Parkplatz überschwemmt, Autos stehen teilweise unter Wasser, ganze Felder sind überflutet, eine Alm ist derzeit nicht erreichbar, auch die Talstation der Geraer Hütte ist ramponiert, der Weg ist kaputt. Dort sieht es wirklich ganz, ganz schlimm aus.“

Ein Bagger sei angefordert. Das Errichten einer Behelfsbrücke werde aber noch einige Tage dauern, glaubte Ungerank. Durch die vielen Regenfälle sei das ganze Gebiet inzwischen äußerst sensibel, der Alpeiner Bach bringe zudem bereits seit einigen Jahren sehr viel Geschiebe mit: „Wir hatten dort die letzten Jahre fünf 30-jährliche Ereignisse. Das hat sicher mit der Klimaveränderung zu tun. Der Gletscher geht zurück und es gibt Moränen. Das Bachbett ist sehr hoch, bei Starkregen tritt alles über die Ufer. Das ist über die letzten Jahre immer schlimmer geworden. Die Natur ist unberechenbar geworden“, so der Valser Bürgermeister.

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Auch mehrere Autos wurden verschüttet
Vermurungen nach Unwetter in Vals
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Bürgermeister fordert dringend Maßnahmen

Am Taleingang sei jetzt die Straßenmeisterei gefordert, so der Bürgermeister, nachdem der Erdrutsch die Straße bereits zum dritten Mal innerhalb einer Woche verschüttet hat: „Die Straße muss erweitert werden. Es braucht ein größeres Rohr oder eine Brücke, damit es nicht bei jedem Wetter zu einem Einsatz kommt.“

Am Talschluss ist die Situation komplizierter: „Das ist kein raumrelevanter Bereich. Wir sind ein Natura-2000-Gebiet und können nicht alles machen. Das ist oft eine Hemmschwelle für größere Baggerarbeiten. Wir wollen unsere Natur hegen und pflegen, aber Sicherheit geht vor. Auch dort gibt es Almen, wo Leute wohnen, und Wege. Es braucht dringend Maßnahmen. Wir wollen nicht bei jedem Regen Angst vor Überflutungen haben“, so der Bürgermeister von Vals. Es gelte jetzt, etwaige Schritte mit Spezialisten abzuklären.

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Immer wieder schwemmt der Bach nach Regenfällen Material heran

Regenwarnung von Brenner bis Zillertal

Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werden am Sonntag in Teilen Tirols erneut ergiebige Niederschläge erwartet. Der Schwerpunkt liegt dabei im Raum Brenner bis zum Zillertal. Aufgrund der Tatsache, dass bereits Samstagabend zum Teil größere Niederschlagsmengen zu verzeichnen waren und am Sonntagnachmittag mit neuerlichen kräftigen gewittrigen Schauern mit möglicherweise größeren Mengen zu rechnen ist, sei die Gefahr von Muren und Hangrutschungen erhöht, hieß es. Die ZAMG hat daher für Teile Tirols die „Warnstufe Orange“ ausgegeben.

"Die Pegelstände haben bereits zum Teil die Marke eines fünfjährlichen Hochwassers überschritten. Lokal sind sehr hohe Niederschlagssummen möglich, die örtlich auch zu Vermurungen und Überschwemmungen führen können“, informierte Elmar Rizzoli von der Landeseinsatzleitung. „Auf jeden Fall beobachten wir die Situation genau und sind laufend in Kontakt mit der ZAMG sowie den Einsatzorganisationen.“

Die Bevölkerung ist aufgerufen, unnötige Fahrten und Spaziergänge zu vermeiden, Wasserabläufe und Kellerschächte abzudecken sowie die Pegelstände über „Hydro Online“ apps.tirol.gv.at/hydro oder die Landeshomepage wiski.tirol.gv.at zu beobachten.

Starkregen
Public Domain
Meteorologen haben für Teile Tirols eine Regenwarnung ausgesprochen

Weitere Muren, Felsstürze und Verklausungen

Auch in anderen Tälern kam es in der Nacht auf Sonntag zu Hangrutschen: So gab es neben dem Valser Tal auch im Schmirntal zwischen Stafflach und Obern einen Murenabgang. Die L229 Schmirntalstraße musste daraufhin gesperrt werden. In der Früh war die Fahrbahn dann wieder für den Verkehr geräumt.

Am Samstag gegen 18.50 Uhr lösten sich weiters in St. Leonhard im Pitztal (Bezirk Imst) auf Höhe Mandarfen beim Hirschtal mehrere Felsbrocken, die sich talwärts Richtung L16 bewegten und die Umzäunung eines Wanderweges leicht beschädigten, der daraufhin gesperrt wurde. Verletzt wurde niemand. Im Einsatz befanden sich der Notarzthubschrauber und die Bergrettung Innerpitztal mit etwa 18 Einsatzkräften.

Gegen 23.30 Uhr trat außerdem der Dorfbach in Fiss (Bezirk Landeck) über die Ufer. Er verläuft unterirdisch und tritt nur an einer Stelle zu Tage. Dort befindet sich ein Schiebegatter, welches grobes Material zurückhalten soll. Aufgrund des Starkregens kam es zur Verklausung, eine Hofzufahrt, ein Teil der Gemeindestraße sowie eine Garage wurden überschwemmt. Aufgrund des schnellen Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr Fiss entstand vermutlich nur geringen Sachschaden.