Musiker auf einer Bühne
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Kultur

Festwochen-Eröffnung mit viel Musik

Am Freitag sind die 45. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik auf Schloss Ambras eröffnet worden. Die Organisatoren verzichteten auf eine Festrede und boten stattdessen „einfach ganz viel Musik“. 54 Veranstaltungen, darunter drei szenische Opern, werden heuer unter dem Leitmotiv „Perspektiven“ gezeigt.

Intendant Alessandro De Marchi stand abermals am Dirigentenpult des Innsbrucker Festwochenorchesters und wurde bei der Eröffnung mit frenetischem Applaus begrüßt. 2023 läuft der Vertrag von De Marchi aus, der langjährige Intendant lässt keinen Zweifel daran, dass er sich nicht um eine Verlängerung seines Vertrages bemühen wird. „Ich werde mich nicht bewerben“, hielt er bereits im Mai bei der Programmvorstellung des diesjährigen Festivals unmissverständlich fest.

Alessandro De Marchi bei Rede
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De Marchi wird 2023 zum letzten Mal Intendant sein

Oper wurde seit 340 Jahren nicht mehr aufgeführt

Mit der 1680 in der Ewigen Stadt uraufgeführten Karnevalsoper „L’Idalma overo Chi la dura la vince“ bringt De Marchi in Innsbruck erstmals eine Oper von Bernardo Pasquini zu Gehör. Die Inszenierung von Alessandra Premoli und einer namhaften Besetzung, angeführt von Sopranistin Arianna Vendittelli und Tenor Rupert Charlesworth, feiert am Freitagabend im Innsbrucker Haus der Musik Premiere. Es ist die unangefochtene Besonderheit des heurigen Festivalprogramms – wurde die Oper doch seit 340 Jahren nicht mehr aufgeführt.

Opernszene
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Bernardo Pasquinis Oper L’Idalma ist dieses Jahr sechs Mal zu sehen

Platter zeigte sich optimistisch

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nahm das Motto „Perspektiven“ in seiner Rede zum Anlass, optimistische Töne anzuschlagen: „Die Zeit der Stille und Entbehrungen liegt hinter uns“, die Festwochen bezeichnete er als „eine außergewöhnliche Reise“.

Günther Platter bei Rede
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Platter sieht die Zeit der Entbehrungen hinter uns liegen

Platter nahm Bezug auf den Untertitel der Oper „Idalma“. „Chi la dura la vince“, übersetzt „Wer durchhält, gewinnt“. „Wir haben alle durchgehalten“, das Land befinde sich in einem „Aufholprozess“. Im Zuge der Pandemie habe man hierzulande die höchste Arbeitslosenquote verbucht, heute stehe man mit 3,6 Prozent im Bundesvergleich am besten da, goss Platter seinen Optimismus in konkrete Zahlen. „Perspektiven“ sei auch das Motto des derzeitigen „Nachdenkprozesses“ mit der Tirol Holding, erklärte der Landeshauptmann und verwies auf die zwei seiner Ansicht nach wichtigsten Herausforderungen der Zukunft: „Klimawandel und Zusammenleben“.

Palfrader: Kunst und Kultur sind unverzichtbar

Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) bezog sich in ihrer Festrede ebenfalls auf das Durchhaltevermögen, das ihrer Meinung nach vor allem die Kunst- und Kulturschaffenden „angesichts der Schließungen, wechselnden Vorschriften und damit verbundener Planungsunsicherheit“ an den Tag gelegt hätten. Die letzten Monate hätten gezeigt: „Kunst und Kultur ist unverzichtbar“. Das Motto „Perspektiven“ sah sie als Einladung zur „Selbstreflexion und kritischen Auseinandersetzung mit der heutigen Zeit“.

Beate Palfrader bei Rede
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Auch Palfrader bezog sich auf das Durchhaltevermögen, besonders im Blick auf Kunst- und Kulturschaffende

Willi: Innsbruck bei Alter Musik eine Weltstadt

„Aus dem Blickwinkel der Alten Musik ist Innsbruck eine Weltstadt“, bezog sich auch der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) auf das Leitmotiv. Nie sei es wichtiger gewesen als heute, „die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen“. Nach den festlichen Worten des Bürgermeisters klangen Harfenklänge und inbrünstiger Gesang durch den Spanischen Saal des Schloss Ambras, bevor Intendant De Marchi gemeinsam mit Musikerinnen und Musikern des Festwochenorchesters mit einer Ciaccona von Tarquino Merula für einen schwungvollen Abschluss sorgte.

Georg Willie bei Rede
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Willi betont den Blick aus verschiedenen Perspektiven

Musik statt offizieller Festrede

Die Organisatoren verzichteten in diesem Jahr auf eine Festrede und boten stattdessen „einfach ganz viel Musik“, so die strahlende Betriebsdirektorin der Festwochen, Eva-Maria Sens. Zu Beginn kamen die Gäste – darunter zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religionsvertreter – in den Genuss einer Arie aus Johann Matthesons Oper „Boris Goudenow“. Diese Oper wird im Rahmen der Festwochen in der Schiene Barockoper:Jung gezeigt. „Es geht um Zaren, einen politischen Machtkampf und erhebliches Liebes-Wirrwarr. Und es schneit“, gewährte Sens einen inhaltlichen Einblick mit Augenzwinkern. Als dritte Oper steht „Pastorelle en musique“ von Georg Philipp Telemann am Programm.

Schloss Ambras bei Eröffnung der Festwochen von außen mit rotem Teppich
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Nicht nur das Schloss Ambras wird Aufführungsort sein

Musik für alle im Hofgarten und der Innenstadt

Die Festwochen der Alten Musik laufen heuer bis zum 29. August und bieten auch Aufführungen, die für alle offen sind. Sogenannte „Lunchkonzerte“ bringen bei freiem Eintritt einem Mittagspublikum den Klang aus fernen Zeiten im Innsbrucker Hofgarten nahe. Und nicht zuletzt ziehen Ensembles als „Concerto mobile“ wieder durch die Innsbrucker Innenstadt. Anfang August wurden die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie „Bestes Barock-Festival“ ausgezeichnet.