Äpfel
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Wissenschaft

Südtirol: Forschung zur Apfeltriebsucht

Bei der Apfeltriebsucht handelt es sich um eine Infektionskrankheit des Apfelbaums, die große wirtschaftliche Schäden anrichten kann. Mit Südtiroler Beteiligung erforscht das internationale Projekt „FIGHTOplasma“ die Ursache, um neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.

In den Gewächshäusern der Freien Universität Bozen auf dem Gelände des Versuchszentrums Laimburg befinden sich Bäume, die an der Apfeltriebsucht, auch Besenwuchs genannt, im Rahmen eines Experimentes erkrankt sind. Im Frühjahr treiben befallene Bäume etwas früher aus als gesunde und bilden zahlreiche dünne, steil aufwärts gerichtete besenartige Triebe. Außerdem treiben die Blätter mit roten Blattspitzen aus und werden schnell welk.

Besenwuchs
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Die Apfelbäume im Versuchszentrum Laimburg werden mit dem Erreger infiziert

Der Experte für bakterielle Genomik an der Freien Universität Bozen, Hannes Schuler untersucht, wie die Pflanzenkrankheit durch Insekten auf andere Bäume übertragen wird. Ausgelöst wird die Krankheit durch Bakterien, sogenannte Phytoplasmen, die von bestimmten Insekten, etwa dem Weißdornblattsauger, verbreitet werden. Der Befall führt zu Kleinfruchtigkeit und zu immenser Ertragsminderung.

„Der Erreger breitet sich vor allem in Intensiv-Apfelanlagen mit verheerenden Folgen aus. Die Äpfel bleiben klein und sind kaum genieß- oder verkaufbar“, erklärt der Südtiroler Forscher.

Internationales Forschungsprojekt

Die Finanzierung des Projekts in der Höhe von insgesamt 600.000 Euro ermöglicht ein Abkommen zwischen dem Land Südtirol und dem „FWF“, Österreichs zentraler Einrichtung zur Förderung für Grundlagenforschung, welches 2018 unterzeichnet wurde. Damit werden länderübergreifende Forschungsprojekte finanziert, wie in diesem Fall zwischen der Freien Universität Bozen und der Universität für Bodenkultur Wien.

Besenwuchs
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Die Apfeltriebsucht sorgt für schwache Bäumen mit welken Blättern

Durch internationale Kooperationen soll das wissenschaftliche Niveau in Südtirol angehoben werden: „Wir möchten, dass sich Südtirols Forscher mit anderen Einrichtungen im Ausland vernetzen. Südtirol hat im Bereich der Forschung einiges aufzuholen. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Investitionen noch zu gering“, sagt Vito Zingerle von der Südtiroler Landesabteilung für Innovation und Forschung. Laut Zingerle wurden in den letzten drei Jahren 80 Forschungsprojekte eingereicht, zehn davon befinden sich in Begutachtung, fünf Projekte werden bereits gefördert.

Natürliche Bekämpfung

Die Apfeltriebsucht ist eine der bedrohlichsten Krankheiten für die Landwirtschaft, erklärt Schuler. Eine direkte Bekämpfung ist derzeit nicht möglich. Befallene Bäume müssen gerodet werden. Das soll sich durch das Projekt ändern.

In den Labors der Universität Bozen wird das Erbgut von möglichen Überträgern analysiert. Es wird untersucht, welche Faktoren die Ansteckung beeinflussen und direkt verhindern können. „Unser Ziel ist es, die Ausbreitung der Phytoplasmen auf natürliche Weise einzudämmen. Wir wollen herausfinden, wie die Übertragung vom Insekt zum Baum funktioniert und wenn wir das wissen, können wir Methoden dagegen entwickeln“.

Hannes Schuler
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Hannes Schuler will die Apfeltriebsucht mit natürlichen Mitteln bekämpfen

Derzeit ist die Apfeltriebsucht in Südtirol großteils unter Kontrolle.
Das war nicht immer so, denn vor 20 Jahren mussten wegen der Krankheit viele tausende Bäume im Vinschgau gefällt werden. Im kommenden Jahr soll das Forschungsprojekt abgeschlossen werden. Unter Umständen sei man dann bereits für eine neue Welle gerüstet, sagt Schuler zuversichtlich.