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Medizin

Neuer Notruf für bedrohte Frauen

„Ich muss zu Dr. Viola!“ Wenn eine Frau das sagt, wird sie in den Ambulanzen der Tirol Kliniken sofort in Schutz genommen. Denn dieser Satz ist der Code für einen Notruf für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Das hat die Klinik am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

In ganz Österreich hat es allein in diesem Jahr 17 Femizide gegeben, also schwere Gewaltverbrechen gegen Frauen. Die Gewaltschutzeinrichtungen des Landeskrankenhauses Innsbruck haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Klinik als sicheren Ort in der Bevölkerung bekannt zu machen.

Jede Woche Gewalt gegen Frauen

Jede Woche wendet sich eine von massiver Gewalt betroffene Person an die Innsbrucker Klinik. Es sind demnach 50 Fälle pro Jahr. Meist sind die Gewaltopfer Frauen, quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten.

Es kostet Betroffene eine große Überwindung, aktiv Hilfe zu suchen. Aus diesem Grund wurde an der Klinik nun ein sehr niederschwelliges Notruf-System erarbeitet, damit Gewaltopfern besser geholfen werden kann. Denn für Experten steht fest: Die Dunkelziffer der Gewalttaten vor allem gegen Frauen ist alarmierend hoch.

Genrebild Ärztin im weißen Kittel geht
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„Ich muss zu Dr. Viola“ ist der Code, um an der Innsbrucker Klinik sofort Schutz vor Gewalt zu erhalten

Sofort in Sicherheit bringen

Sobald eine Betroffene den Satz: „Ich muss zu Dr. Viola!“ sagt, weiß ab sofort jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin auf dem Areal der Klinik Bescheid: Die betroffene Person ist massiv von Gewalt bedroht und braucht Schutz und Hilfe, erklärt Thomas Beck, Leiter der Opferschutzgruppe am Landeskrankenhaus Innsbruck: „Es geht darum, die betroffene Person sofort in Sicherheit zu bringen. Sei es im Frauenhaus oder anderswo. Wir können aber aus diesem Grund Frauen auch sehr unkompliziert stationär aufnehmen. Wichtig ist es, für die Betroffenen die Hürde niedriger zu machen und sich Hilfe zu holen. Sie sind oft spät dran, das sind oft jahrelange Prozesse.“

Kofler, Hohenegger, Beck, alle Klinik Innsbruck
Tirol Kliniken/Schwamberger
V.l.: Alexandra Kofler, ärztl. Direktorin der Klinik Innsbruck, Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin, Thomas Beck, Leiter der Opferschutzgruppe am Landeskrankenhaus Innsbruck

Vermehrt schwere Verletzungen

Was seit der Corona-Pandemie besonders auffällt: Die Schwere der Gewalttaten nimmt zu, leichtere Verletzungen gehen laut Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin an der Klinik, zurück. Ein Beispiel: Schwere Verletzungen wie Kieferbrüche werden häufiger. „Oft ist es so, dass die Polizei schon eingeschaltet ist und die dann auch mitkommt. Die Dunkelziffer aber ist sehr, sehr hoch. Was mir in der Praxis aufgefallen ist, dass die meisten schwer verletzt kommen. Die ganzen Bagatellverletzungen sind zurückgegangen, weil sich die Leute in der Pandemie nicht in die Klinik getraut haben. Das möchten wir jetzt mit dem Codewort auch ändern“.

Genauso wichtig sei laut Experten die breite Aufklärung und die Sensibilisierung für das Thema Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft.