Eine Gruppe von Frauen turnt auf einer grünen Wiese
ORF
ORF
GESUNDHEIT

Experte: Sport ist wichtig für Krebspatienten

Für Krebspatienten ist Sport so wichtig wie ein Medikament sagen Experten. Unter anderem seien dadurch die Nebenwirkungen von Therapien besser verträglich und das Rückfall-Risiko wird gesenkt.

Bei einer Krebsdiagnose sind Bewegung und Sport abseits der unmittelbaren Behandlung des Tumors ein wichtiges Instrument, sagte Christian Marth, Leiter der Frauenklinik der Universitätsklinik Innsbruck.

„Nebenwirkungen besser aushaltbar“

Die Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie sind für Krebspatienten und -patientinnen besser auszuhalten, wenn sie sich regelmäßig bewegen. „Es gibt eine ganze Reihe von sehr guten Beobachtungsstudien, die zeigen, dass zum einen Ausdauersport aber auch Krafttraining den Abbau des Körpers, der durch die Therapie eingeleitet wird, auffangen können“, so der Krebsexperte.

In Absprache mit dem Behandlungsteam ist je nach körperlicher Verfassung Bewegung durchaus sinnvoll, meinte Christian Marth. „Die Müdigkeit, diese Fatgiue, wie wir sie nennen, die während der Therapie auftritt, die sollte man nicht durch Ruhe und Rast beantworten. Da geht eine Spirale nach unten. Die richtige Antwort ist, durch regelmäßigen Sport kann man dieser Müdigkeit entgegenwirken.“

Univ. Prof. Christian Marth
Birgit Köll
Christian Marth empfiehlt Krebspatientinnen regelmäßige Bewegung, am besten mit Freunden oder Verwandten.

Rückfallrisiko sinkt um ein Drittel

Ist eine Behandlung einmal erfolgreich abgeschlossen, sind Sport und Bewegung weiterhin wichtig, um ein Wiederauftreten des Krebstumors zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. "Bei einer Reihe von Krebserkrankungen, etwa bei Brust-, Darm- oder Blasenkrebs haben Studien gezeigt, dass regelmäßiger Sport – und hier reden wir von drei Stunden Ausdauersport pro Woche – die Rückfallrate um 30 Prozent reduziert werden kann.

Wichtig sei Bewegung auch für die Vorbeugung von Krebs. „Wir gehen davon aus, dass bei einer ganzen Reihe von Krebsformen Sport das Risiko einer Erkrankung deutlich reduzieren kann. In Europa schätzt man dass zehn bis 15 Prozent aller Krebserkrankungen überhaupt verhindert werden könnten, wenn man regelmäßig Sport treibt“, sagte Christian Marth. Zum Beispiel bei Gebärmutterkörperkrebs steige das Risiko für Frauen, die keinen Sport treiben und Gewicht zunehmen, um über 60 Prozent an.

Kaum kostenlose Bewegungsangebote

Obwohl Experten die Wichtigkeit von Bewegung und Sport bei einer Krebsdiagnose betonen, sind entsprechende Angebote in Österreich noch Mangelware. Vielfach würden entsprechende Informationen bei der Nachsorge fehlen kritisieren Betroffene. Anders als in Österreich gibt es etwa in Deutschland seit Jahren Sportangebote speziell für Krebspatienten auf Krankenschein.

Manuela Baumann, Bewegungs- und Onkosporttherapeutin
ORF
„Sport ist immer wichtig. Ab dem Zeitpunkt der Diagnose sollte man damit anfangen, weil man selbstbestimmt einen Beitrag zur eigenen Gesundung leisten kann“, so Onkosporttherapeutin Manuela Baumann

In Tirol bietet lediglich der ASKÖ Landesverband seit Oktober 2010 in Kooperation mit der Gebietskrankenkasse ein kostenloses Bewegungsangebot für onkologische Patientinnen und Patienten an. Das Angebot reicht von Yoga, Herz-Kreislauf- und Kräftigungstraining, über Pilates bis hin zu Line-Dance. Seit 2010 wurden laut ÖGK 3.300 Bewegungseinheiten mit insgesamt 650 Teilnehmern in Tirol durchgeführt.

Onkosport im Krankenhaus Zams

Seit kurzem bietet im Tiroler Oberland ein Verein als Eigeninitiative Onkosport für Krebspatienten an. In Zusammenarbeit mit dem Bezirkskrankenhaus Zams ist ein Pilotprojekt gestartet worden. „Onkosport ist eine Kombination aus Kraft-, Ausdauer- und Gleichgewichtsübungen“, erklärte Übungsleiterin und Bewegungstherapeutin, Manuela Baumann.

Sie hat selbst vor einigen Jahren eine Brustkrebsdiagnose erhalten. Nun trainiert sie einmal pro Woche mit einer Gruppe von Krebspatientinnen aus dem Krankenhaus Zams. „Bei uns haben alle dasselbe Schicksal hinter sich, es geht bei den Treffen also auch vielfach um den Austausch, nicht nur um den Sport“, so die Trainerin.