Bis jetzt konnten die Wanderer, Kletterer und Bergsteiger mit dem Auto bis zur bewirtschafteten Oberissalm fahren und dort parken. Das Gepäck wurde mit der Materialseilbahn zur Franz-Senn Hütte (2.147 Hm) gebracht. Das ist nun nicht mehr möglich, da die Zufahrtsstraße gesperrt ist.
Erkundungsflug zeigte große Instabilität
Das Ausmaß des Hangrutsches konnte am Mittwoch mit einem Erkundungsflug von Landesgeologen Roman Außerlechner begutachtet werden. In einem Hang unterhalb der Franz-Senn Hütte habe es im oberen Bereich einer Hangflanke eine rund zehn Meter hohe „Felsabsetzung“ gegeben.
Grund dafür seien weniger die Starkregenfälle der vergangenen Woche gewesen, so Außerlechner, sondern die Schneeschmelze, die nach einem schneereichen Winter immer noch nicht abgeschlossen ist. „Das dortige Material ist unglaublich stark zerlegt. In diesem Materialhaufen finden sich megagroße Felsblöcke, die bis über die Größe eines Campingbusses hinausgehen“, so Landesgeologe Roman Außerlechner. Es sei davon auszugehen, dass sich neben dem derzeitigen Stein- und Blockschlag sogar die gesamte Hangflanke löst.
Vergleiche mit Bergsturz in Vals 2017
Das Ausmaß eines solchen Bergrutsches sei schwer abzuschätzen. „Vergleichen könnte man es aber mit dem Felssturz in Vals vor einigen Jahren“, sagte Roman Außerlechner im Gespräch mit dem ORF Tirol. 2017 rutschten in Vals am Weihnachtsabend 120.000 Kubikmeter Felsen ins Tal. Aufgrund fehlender Vermessungsergebnisse könne man im Oberbergtal nicht beurteilen, wie sich der Hang genau verhält. Ein Bergsturz sei derzeit nicht ausgeschlossen. „Es kann aber auch sein, dass der Felsen einige Jahre bis Jahrzehnte oben bleibt“, so Außerlechner.
Alternative Zufahrtsstraße theoretisch möglich
Angedacht werde nun eine alternative Zufahrtsstraße auf der anderen Talseite. Dafür braucht es aber die Zustimmung der Grundeigentümer. Nur so kann die Versorgungssituation der Franz-Senn Hütte, die dem Österreichischen Alpenverein gehört, gewährleistet werden. Nun ist die Gemeinde Neustift am Zug, sie muss abklären, ob ein alternativer Weg auch machbar ist. Am Donnerstag werde es dazu eine erste Begehung geben, hieß es.