Pensionistinnen auf einer Parkbarnk
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Wirtschaft

Frauen bekommen halbe Männerpension

Der 21. Juli ist heuer in Tirol der Equal Pension Day. An diesem Tag haben Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen bis Jahresende erhalten werden. SPÖ und ÖGB fordern Maßnahmen zur Bekämpfung von Altersarmut.

Nach wie vor unterbrechen Frauen öfter als Männer ihre Erwerbstätigkeit. Lange Kindererziehungspausen, Teilzeitbeschäftigung sowie Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen führen dazu, dass die Durchschnittspension von Frauen in Tirol bei 1.099 Euro liegt. Männer bekommen hingegen im Schnitt eine Pension von 1.982 Euro im Monat. Die Pension von Frauen beträgt somit rund 55,5 Prozent der durchschnittlichen Männerpension.

Tirol unter dem Österreichschnitt

Der 21. Juli kennzeichnet in Tirol jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen bis Jahresende erhalten werden. Der gesamtösterreichische Equal Pension Day ist am 1. August. „Dass Frauen nur etwa die halbe Pension von Männern bekommen, ist beschämend für ein Land wie Österreich. Der Wille der Regierung, dahingehend etwas zu ändern, scheint begrenzt zu sein", kritisiert Selma Yildirim, Nationalrätin und Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Tirol.

Zwei ältere Damen mit Gehhilfen genießen adie milden Temperaturen im Mirabellgarten.
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139.000 Frauen über 65 sind laut Statistik Austria in Österreich armutsgefährdet

Frauen seien im letzten Jahr oft als Systemerhalterinnen gefeiert worden, „dennoch schlägt sich das nicht wirklich auf dem Gehaltszettel nieder, folglich auch nicht in der Pension", so Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth.

Ein Problem der klassischen Rollenverteilung

Die Pandemie könne die weibliche Altersarmut verschärfen, glaubt man beim Land Tirol und beim ÖGB. In der Corona-Krise habe es einen Rückfall in traditionelle Verhaltensmuster gegeben. „Frauen wurden durch Homeschooling und Homeoffice wieder vermehrt in klassische Rollenbilder gedrängt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Thema, mit dem sich viele Frauen das gesamte Berufsleben lang hindurch auseinandersetzen müssen“, sagt die ÖGB-Frauenvorsitzende Karin Brennsteiner.

Diese klassischen Rollenmuster könnten negative Folgen für die Höhe der Pension mit sich bringen. „Im schlimmsten Fall reicht die Pension nicht zur Existenzsicherung", so die Frauenlandesrätin Gabriele Fischer (Grünen). Laut Yildirim seien etwas mehr als ein Viertel der alleinlebenden Pensionistinnen von Altersarmut betroffen.

SPÖ und ÖGB: Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Um für Mütter eine „echt Wahlfreiheit“ zwischen Beruf und Familie zu schaffen, brauche es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, heißt es von SPÖ und ÖGB. Laut ihnen müssten Arbeitsmarktpolitische Angebote zur Bekämpfung von Frauenarbeitslosigkeit sowie Aus-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ausgebaut werden. „Jede Frau, die sich bewusst für die Kindererziehung entscheidet, leistet einen ebenso großen Beitrag an die Gesellschaft, wie eine berufstätige Frau“, so Karin Brennsteiner.

Das Land Tirol verwies in einer Aussendung darauf, dass mit rund drei Millionen Euro aus dem „Gleichstellungspaket 2020-2023" die geschlechtersensible Berufsorientierung ausgebaut werden soll. Außerdem soll der Frauenanteil in der Technik und der Männeranteil in der Betreuung erhöht werden.