Den Anrainern stinkt das Vorhaben im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Das sei keine Landwirtschaft mehr, sondern ein Gewerbebetrieb, bemängeln dort ansässige andere Bauern. Das Dorf zeigt sich mittlerweile entzweit. So weit liegen die Meinungen auseinander, dass sich sogar der Obsteiger Singkreis aufgelöst hat.
Im Ortsteil Wald wohnt etwa Isolde Woolley. Die Anrainerin sagte im ORF Tirol Interview: „Es ist so, dass nachhaltig das Einkommen meiner Freunde in Wald zerstört wird. Also nicht nur das der Bauern, sondern auch das der Zimmervermieter. Es heißt immer, das ist das Walder Problem. Es ist aber ein Obsteiger Problem. Was mich ärgert ist, dass die Gemeinderäte einen Schwur geleistet haben, das Gemeinwohl zu fördern. Aber sie unterstützen die Einzelinteressen von einer Person.“
Gemeinderat stimmte zu
Mit acht zu fünf Stimmen ging im Obsteiger Gemeinderat die Entscheidung für die Umwidmung der Fläche mitten im Landschaftsschutzgebiet aus. Dort möchte Geflügelbauer und Fußballspieler Alexander Schaber einen weiteren Hühnerstall errichten. Einen Stall mit rund 2.000 Hühnern hat er bereits an seinen Erbhof mitten im Weiler angebaut. Die Hühner hält er dort teilweise in mobilen Hühnersteigen. In unmittelbarer Nähe wohnen rund 80 Anrainerinnen und Anrainer.
Schaber selbst ist dort allerdings nicht ansässig, was die Bewohner stark kritisieren. Sie beschweren sich jetzt schon über eine mögliche große Geruchsbelastung. Der Landwirt Franz Schweigl: „Ich stelle Ihnen die Frage, würden Sie bei mir Urlaub machen, wenn daneben der Hühnerstall ist? Das kann ich mir gut ausrechnen. Wir sind prinzipiell gegen den Standort im Dorf.“ Es sind sogar bereits Zivilverfahren bei Gericht anhängig.
Zehntausende Hühnervögel geplant
Beflügelt werden die Ängste durch Schabers Betriebs-Konzept. Mittelfristig will der Jungbauer einen Mastbetrieb mit 10.000 Bio-Hühnern, 10.000 Bio Enten, 1.800 Puten und 500 Perlhühnern aufbauen und direkt vermarkten. Alexander Schaber möchte auch nach mehrmaliger Anfrage des ORF Tirol nichts sagen. Nur soviel: Die Sache sei für ihn rufschädigend. Er wolle mit dem Thema abschließen und warte auf die Entscheidung des Landes. Die Abteilung Bau- und Raumordnung des Landes muss letztlich die Widmung des Gemeinderats absegnen.
Zwischen Landwirtschaft und Tourismus
Der Obsteiger Bürgermeister Hermann Föger zeigt sich höchst unglücklich. „Für diesen Standort sind die Gutachten eingeholt worden und im Großen und Ganzen sind sie positiv ausgefallen. Jetzt sagen die Gemeinderäte, was sollen wir machen? Sie möchten, dass sich die Landwirte im Dorf auch weiter entwickeln können. Wir haben zwei Standbeine in unserer Gemeinde, das sind Tourismus und Landwirtschaft.“
Bürgermeister Hermann Föger will beim Land noch ein umweltmedizinisches Gutachten einholen, denn auch Sprengelarzt Stefan Oberleit warnte in einem Schreiben vor möglichen gesundheitlichen Problemen durch den Geflügelmastberieb. Erfolgreich sei er noch nicht gewesen so Föger, da die zuständige Abteilung des Landes derzeit coronabedingt überlastet sei.
Der geplante Geflügelstall trifft jetzt möglicherweise auch den Tourismus, denn Bauern im Ortsteil Wald wollen aus Protest im Winter die Langlaufloipe sperren.