Insekten und damit auch viele Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere sind auf diese Rückzugsorte angewiesen. Welche Vielfalt in einem alten Holzstamm zu finden ist, zeigen die großen Baumstämme, die zum Anschauen, Berühren und Durchschauen im Innsbrucker Alpenzoo aufgestellt und Besucher-gerecht gestaltet wurden. Solche Stämme bieten Hunderten, wenn nicht Tausenden Lebewesen Platz. Wer sie entdecken will, muss aber zweimal hinschauen.
Echte Baumstämme und viel zu entdecken
Ameisen und Käfer, eine Buntsprechtfamilie und Fledermäuse werden in und an den echten Stämmen gezeigt. Die Buchenstämme kommen aus dem Land Salzburg, wo sie schon 15 bis 20 Jahre gelegen sind. Sie sind mehr als eine lehrreiche Dokumentation von Lebensräumen. „Wir haben sie bewusst nicht überdacht, sondern lassen sie Wind und Wetter ausgesetzt. Sie werden von echten Pilzen, Pflanzen und Tieren besiedelt werden. Wir sind schon gespannt, was da herauskommt“, erzählte die wissenschaftliche Leiterin des Innsbrucker Alpenzoos, Christiane Böhm.
Bis es so weit ist, wurden mit Schautafeln und Kunststoff Lebensräume nachgebildet. So etwa der große Nashornkäfer, der in unseren Breiten so gut wie gar nicht mehr zu sehen ist. Oder der Alpenbock, dem im Innsbrucker Alpenzoo ein eigenes Artenschutzprogramm gewidmet ist.

Ein wildes Eck für neues Leben
Dass der Totholz-Lebensraum an einem bisher unbeachteten Eck im Alpenzoo gezeigt wird, spiegelt die Situation in vielen privaten Gärten wider. „Ein unaufgeräumtes, wildes Eck und schon entsteht ein spannender neuer Lebensraum, den viele Tierarten dringend brauchen“, erklärte die Biologin beim ORF Tirol Besuch im Alpenzoo. Es gebe sogar wieder Nachweise für die Holzbiene, die bereits sehr selten geworden sei. So wie auch viele insektenfressende Vögel wie die Schwalben und viele andere. Das Insektensterben und das Zurückdrängen von Nist- und Brutmöglichkeiten sind Gründe für Ihr Verschwinden.

Keine Angst vor Schädlingen
Totholz verbinden viele mit vermeintlichen Schädlingen. In einem Garten braucht man davor aber keine Angst zu haben. Je vielseitiger und naturnaher eine Fläche ist, desto eher stellt sich hier ein natürliches Gleichgewicht ein. „Der Borkenkäfer etwa wird in einem Garten kein Problem werden. Er ist auf Nadelhölzer spezialisiert und befällt geschwächte Monokulturen wie bei uns die Fichtenwälder“, beruhigte Christiane Böhm zweifelnde Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer.

Ein Garten voller Natur
Direkt in Innsbruck liegt ein rund 2.000 Quadratmeter großes Grundstück, das in mehr als 30 Jahren mit viel Liebe naturnah gestaltet wurde. Hier darf Totholz leben. Abgestorbene Bäume oder Baumteile dürfen bleiben und bieten unzähligen Lebewesen Schutz, Nahrungsquelle, Nist- und Brutplätze. Die eigens aufgeschichtete Totholz Hecke ist ein natürlicher Zaun. Fast jedes Stück Holz findet Verwendung für ein zweites Leben. Gartenbesitzerin Margareth Pechlaner hat sogar eine besondere Vorliebe für Totholz: „Ich finde es wunderschön, wie Skulpturen im Garten. Das verrottende Holz ist für die kleinen Lebewesen.“
Natürlich hat nicht jeder einen so großen Garten, aber ein kleines Eck für den Lebensraum aus altem Holz findet sich wohl überall. Es sind Trittsteine für Lebewesen, die immer mehr zurückgedrängt werden, Refugien der Natur, in denen sich eine erstaunlich große Vielfalt entwickeln kann. Ganz nach dem Motto: die Natur kann zwar ohne Menschen leben, der Mensch aber nicht ohne Natur.