Halim Abdul
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Soziales

Lienz: 13-jähriger Halim vor Abschiebung

Die geplante Abschiebung eines 13-jährigen Flüchtlingskindes aus Lienz sorgt für Unverständnis. Der Bub lebte die letzten vier Jahre mit seinem Großvater in Lienz. Dienstagfrüh holte die Polizei beide ab. Donnerstagfrüh sollen sie nach Tschetschenien abgeschoben werden.

Der Fall Halim, so heißt der 13-Jährige, ist eine weitere Geschichte, die den politisch Verantwortlichen Kritik und Unverständnis einbringt. Am Tag als Halim mit seinem Großvater von der Polizei geholt wird, präsentierte die von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) eingesetzte Vorsitzende der Kindeswohlkommission Irmgard Griss ihren Abschlussbericht. In Sachen Asyl würden in Österreich Kinderrechte zur „Lotterie“, so Irmgard Griss, es sei Glück oder eben Pech, wie das Asylverfahren ausgeht, je nach dem wer gerade entscheide – mehr dazu in Kinderrechte und Asyl: Schlechtes Zeugnis für Österreich. (news.ORF.at)

Halim und sein Großvater hatten in dieser „Lotterie“ Pech. Der Großvater bekam einen negativen Asylbescheid. Nachdem er die Obsorge für seinen Enkel hat, muss auch der 13-Jährige das Land verlassen. Beide befinden sich bereits im Abschiebezentrum Zinnergasse in Wien. Donnerstagfrüh sollen sie in den Flieger steigen und zurück nach Tschetschenien geschoben werden.

13-Jähriger soll abgeschoben werden

Der 13-jährige Halim ist bestens integriert, spricht sehr gut Deutsch und wurde sogar österreichischer Jugendmeister für den Boxclub Lienz. Trotzdem soll der Vollwaise mit seinem Großvater nach Tschetschenien abgeschoben werden.

Gut in der Schule und gut integriert

Halim gilt zusammen mit seinem Großvater in Lienz als gut integriert. Die beiden wohnten im Asylwerberheim. Halim besuchte die zweite Klasse der Neuen Mittelschule, er habe diese Klasse „mit sehr vielen Einsern und Zweiern“ abgeschlossen, sagte etwa der Lienzer Vizebürgermeister Siegfried Schatz (SPÖ). Er spreche sehr gutes Deutsch, bescheinigte man ihm seitens der Tiroler Sozialen Dienste (TSD).

Der 13-jährige Flüchtling ist Vollwaise. Seine Eltern seien im Tschetschenienkrieg ermordet worden, als Halim zwei Jahre alt war. Der Großvater ist mit seinem Enkel damals nach Österreich geflohen und letztlich im Osttiroler Lienz gelandet. Seit vier Jahren trainiert Halim im Boxklub Lienz. Sein Traum ist Profiboxer zu werden, weiß der pensionierte Rechtsanwalt von den Osttiroler Grünen Sepp Brugger. Er gilt als Boxtalent und wurde bereits Österreichischer und Tiroler Schülermeister.

Der Versuch einer Adoption

Um die Abschiebung zumindest für das 13-Jährige Kind zu verhindern, sollte Halims Onkel ihn adoptieren. Dieser hat einen positiven Asylbescheid. Der Antrag auf ein Obsorge-Verfahren wurde dem ORF Tirol am Mittwoch vom Gericht bestätigt, es sei aber noch nicht abgeschlossen, hieß es. Deshalb habe noch der Großvater die Obsorge für den Minderjährigen.

Eine Stellungnahme des zuständigen Innenministers liegt noch nicht vor. Der Fall werde sehr genau geprüft, hieß es aus dem Innenministerium auf Anfrage des ORF. Die Zeit aber drängt, wenn man die Abschiebung Halims zur Überprüfung des Kindeswohls aussetzen will.