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Wirtschaft

Halber Hektar Bodenfläche pro Tag weniger

Fast ein halber Hektar Naturfläche ist im Vorjahr in Tirol jeden Tag verschwunden weil die Wiesen verbaut oder sonst genutzt wurden. Der Bodenverbrauch hat sich 2020 zwar deutlich verlangsamt, Tirol hat mit Vorarlberg aber den höchsten Anteil an beanspruchten Flächen gemessen am Dauersiedlungsraum.

Gerade einmal zwölf Prozent der Tiroler Landesfläche gelten als Dauersiedlungsraum. Das Platzangebot an nutzbaren Flächen ist in Tirol durch die Berge also sehr begrenzt.

Bodenverbrauch in Österreich

In Österreich wurden bis zum Jahr 2020 insgesamt 5.768 km² produktiver Böden verbraucht. Das entspricht 7% der Landesfläche und 18% des Dauersiedlungsraumes. Im Jahr 2020 wurden 39 km² neu beansprucht.

Pro Tag gingen österreichweit im Durchschnitt der letzten drei Jahre 11,5 Hektar an Böden durch Verbauung für Siedlungen und Verkehr, aber auch für Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen oder Kraftwerke verloren.

27 Prozent dieser Flächen sind in Tirol bereits durch Gebäude und wirtschaftliche Aktivitäten, durch Straßen oder andere Verkehrsinfrastruktur oder auch Freizeitangebote beansprucht. Nur Vorarlberg hat mit 30 Prozent hier einen etwas höheren Anteil unter den Flächenbundesländern. Wien als städtischer Raum hat hier völlig andere Voraussetzungen.

Weniger Bodenverbrauch während Pandemie

Der Bodenverbrauch ist in Tirol im Pandemiejahr deutlich zurückgegangen. 2020 wurden 1,4 Quadratkilometer Landesfläche in Tirol durch Nutzungen aller Art in Anspruch genommen. Das entspricht 0,4 Hektar pro Tag. In den Jahren davor war der Bodenverbrauch in Tirol mehr als doppelt so groß. Österreichweit wurden 2020 etwa 39 Quadratkilometer Boden verbraucht. Am meisten davon in der Steiermark. Insgesamt sind tirolweit in den letzten zehn Jahren 8,7 Quadratkilometer Boden verbaut worden.

Trauer – Blume auf dem Asphalt
Public Domain

Bodenverbrauch als Problem

Wie das Umweltbundesamt warnt, hat fortschreitende Bodenverbrauch wirtschaftlich durchaus negative Folgen. Von Jahr zu Jahr müssen etwa mehr Lebensmittel importiert werden, weil fruchtbares Ackerland verbaut wird. In Siedlungsnähe steigt das Hochwasserrisiko, weil der Boden kein Wasser mehr speichern kann.

Die negativen ökologischen Effekte, die durch Bodenversiegelung entstehen, sind noch zahlreicher: Alle biologischen Funktionen gehen verloren, was schwer rückgängig zu machen ist. Bis sich ein Zentimeter Hummus neu bilden kann, dauert es etwa 100 bis 200 Jahre. Durch zunehmenden Straßenbau werden zudem Landschaften zerschnitten und die Ausbreitung und Wanderung von Pflanzen und Tieren unterbunden. Die Zerschneidung von Lebensräumen kann zur Abwanderung oder dem Verschwinden von Arten führen. Weiters steigen die Temperaturen an, wenn es wenige Parkanlagen und „grüne Inseln“ gibt.