Wolf
APA/AFP/dpa/Julian Stratenschulte
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Politik

Köstinger fordert Tötung von Wölfen

Nach zahlreichen Wolfsrissen in Österreich fordert Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Tötung von „Problemwölfen“. Rund 40 Wölfe gibt es in Österreich, die Raubtiere stehen unter einem strengen Schutz.

Zuletzt hatten sich auf Almen die Risse von Schafen gehäuft, vor allem Tirol und Salzburg sind stark betroffen, nun auch die Steiermark und Kärnten. Laut Köstinger wurden heuer schon mehr als 200 Tiere, hauptsächlich Schafe, von Wölfen gerissen. Sie forderte in einer Aussendung am Freitag die Entnahme, also die Tötung, von „Problemwölfen“.

Köstinger sieht Ende der heimischen Almen

In der gesamten Almsaison 2020 gab es laut Köstinger knapp 300 nachgewiesene Risse. Diese seien nicht nur für Almbauern, sondern auch für die touristische Nutzung von Almen und Wanderwegen ein Problem. „Wenn jetzt nicht gehandelt und Problemwölfe entnommen werden, werden die heimischen Almen bald nicht mehr bewirtschaftet werden“, sagte Köstinger in einer Aussendung.

Die Landwirtschaftsministerin verwies darauf, dass die Entnahme einzelner Problemwölfe rechtlich „durchaus möglich“ sei, auch gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, also der Naturschutz-Richtlinie der EU. Durch DNA-Proben ist nachweisbar, wenn ein und derselbe Wolf für mehrere Risse verantwortlich ist.

Ministerin für schnellere Verfahren

Köstinger forderte auch eine Beschleunigung der Verfahren. Denn in der Praxis würde sich zeigen, dass die von den zuständigen Behörden im Einzelfall erteilten Bescheide häufig unmittelbar beeinsprucht und eine Entnahme damit verunmöglicht wird.

Außerdem erinnerte die Landwirtschaftsministerin daran, dass das Österreichzentrum Wolf, Bär, Luchs betroffene Almbauern nach einem Rissereignis mit sogenannten Notfallteams unterstützt. Diese helfen bei der Bergung von toten und verletzten Tieren, dem Zusammentreiben der versprengten Tiere, sowie der Errichtung eines Nachtpferchs, also der Einzäunung der Schafe über Nacht. Diese Notfallteams seine meist „binnen kürzester Zeit“ an Ort und Stelle.

WWF kritisiert Köstingers Forderung

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert die Forderung Köstingers nach Wolfsabschuss. Der Almwirtschaft müsse durch eine Herdenzschutz-Offensive geholfen werden. „Besonders dringend wären bundesweit abgestimmte Herdenschutz-Programme und eine Wiederbelebung des Hirtenwesens nach Vorbild der Schweiz“, sagt der WWF-Artenschutzexperte Arno Aschauer. Eine Herdenschutz-Offensive werde von der Politik seit Jahren auf die lange Bank geschoben, was vollkommen unverantwortlich ist.

Richtig angewendeter Herdenschutz sorge dafür, dass Wölfe von Beginn an Weidetiere meiden und Wildtiere im Wald erbeuten, so Aschauer. Mit der im österreichweiten Managementplan verankerten Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden müsse schnellstmöglich begonnen werden. Die Wiederbelebung des Hirtenwesens sei auch im Sinne des Tierschutzes, da Schafe damit besser vor Unwetter, Krankheiten oder Abstürzen geschützt werden können, das seien die häufigsten Todesursachen.

Landtag beschloss Gesetzesänderung

Um eine leichtere Entnahme von Problemwölfen zu ermöglichen, hat der Tiroler Landtag Donnerstagabend eine Änderung des Tiroler Almschutz- und Jagdgesetzes beschlossen. Konkret soll ein fünfköpfiges Fachkuratorium „Wolf-Bär-Luchs“ eingerichtet werden, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Es soll unabhängig und weisungsfrei arbeiten. Die Entscheidung des Kuratoriums – die bis zum Abschuss gehen kann – ist für die Landesregierung dann bindend. Außerdem wird das Almgebiet auf seine Tauglichkeit hinsichtlich Herdenschutz beurteilt. Es soll kategorisiert und bestimmt werden, wo Herdenschutz möglich ist, wo nur bedingt und wo nicht.

Geisler: Perspektive für betroffene Bauern

„Wir reizen auf Basis von Gutachten alle rechtlichen Spielräume aus und gehen einen neuen Weg im Wolfsmanagement“, sagte der zuständige LHStv. Josef Geisler (ÖVP) nach dem Beschluss des schwarz-grünen Dringlichkeitsantrages in einer Aussendung des Tiroler Bauernbundes. „Im Umgang mit Problemwölfen gibt es nun einen Maßnahmenplan, der bis hin zur Entnahme reicht. Damit bieten wir den betroffenen Bauern und Almen eine Perspektive“, zeigte sich Geisler zufrieden. Der Anspruch auf Entschädigungen für Schäden an Tieren wurde außerdem gesetzlich festgeschrieben. Gleichzeitig hieß es aber: „Dort wo möglich, werden Maßnahmen zum Herdenschutz weitergeführt und ausgebaut“.