Weinrebe Weintrauben
Tarja Prüss
Tarja Prüss
Umwelt

Forscher schicken Weinreben in die Zukunft

Forscher der Universität Innsbruck und der Freien Universität Bozen wollen in einem Experiment die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau simulieren. Dafür misst das Team in Spezialklimakammern der Europäischen Akademie in Bozen die Reaktion der Weinreben auf Hitze- und Trockenstress.

„Indem wir Weinreben unter kontrollierten Bedingungen auf eine klimatische Zeitreise in die Zukunft schicken, können wir differenziert beobachten und messen, wie Rebstöcke auf zunehmende Hitze- und Trockenstress reagieren“, erklärten Georg Wohlfahrt von der Uni Innsbruck und Massimo Tagliavini von der Freien Universität Bozen. Bisherigen Prognosen zufolge könnte es aufgrund des Klimawandels in nicht einmal 80 Jahren in Südtirol im Sommer um bis zu 5,4 Grad Celsius wärmer und auch trockener sein.

Ernte um einen Monat früher als 1990

Bereits jetzt seien die Folgen des Klimawandels auch im Weinbau mit freiem Auge sichtbar, sagte Florian Haas vom Versuchszentrum Laimburg, das ebenfalls an dem Experiment beteiligt ist. Die erste Blüte hat sich laut Haas seit 1990 um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben, die Ernte um bis zu einem Monat. „Erhöhte Temperaturen wirken sich negativ auf den Säuregehalt von Weißweinen aus sowie auf die Farbe und Struktur von Rotweinen“, so Haas.

Ein Weinstock mit der Donau im Hintergrund
ORF

Gestresste Pflanzen

Der erste Teil des Experiments findet von 12. bis 25. Juli, der zweite von 26. Juli bis 8. August statt. Die Wissenschafter messen dabei in vier Klimakammern unter jeweils verschiedenen Temperatur- sowie Bewässerungsbedingungen den Gasaustausch der Weinreben. Mittels der sogenannten „Chlorophyllfluoreszenz“ können die Forscher zudem den Stresszustand der Pflanzen quantifizieren.

Sonnenlicht, das von Blättern absorbiert wird, kann für die Photosynthese verwendet, in Wärme umgewandelt oder als Fluoreszenzlicht wieder abgegeben werden. Wird die Photosynthese durch Stress beeinträchtigt, schlägt sich das in Veränderungen der Fluoreszenz sowie der Wärmeabgabe nieder, was mit Hilfe von hochempfindlichen Sensoren exakt gemessen werden kann.