Halbleerer Stausee mit Straßen an beiden Ufern
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Chronik

Kaunertal: Streit um Straße am Stausee-Ufer

Schon seit über einem Jahr tobt ein Streit zwischen dem Landesenergieversorger Tiwag und den Kaunertaler Gletscherbahnen. Es geht um die Kosten für den Straßenerhalt links und rechts des Tiwag-Stausees.

Die Gletscherbahnen sind Straßenerhalter, wegen Gefahr durch Hangrutschungen wollen sie eine Straßenseite am Ufer des Gepatsch-Stausees komplett aufgeben und dafür die andere sanieren. Die andere Seite ist aber nicht lawinensicher. Die Sanierung würde Millionen kosten und Schutzgebiete treffen.

Straße durch steilen Hang und zwei Bäche
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Straße am Westufer seit über einem halben Jahr gesperrt

Die Westufer-Straße sei längerfristig für den öffentlichen Verkehr nicht mehr zu halten, sagt der Prokurist der Kaunertaler Gletscherbahnen Franz Wackernell. Die Straße ist seit dem 3. Dezember gesperrt. Lediglich die Zufahrt zur Nassereinalm sei offen, doch das sei Sache der Gemeinde und der Tiwag.

Rennradfahrer vor Sperre an Straße am Stauseeufer
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Westhang war schon immer problematisch

Man werde keine Haftung mehr übernehmen, heißt es von den Gletscherbahnen. Der westliche Hang sei zwar immer schon in Bewegung gewesen, durch den jahrzehntelangen Pumpspeicherbetrieb würden die Naturereignisse laut den Gletscherbahnen aber immer schlimmer. Selbst die Tiwag empfehle, je nach Witterungsverhältnissen, betroffene Bereiche der Weststraße zu sperren.

Die Gletscherbahnen sind vertraglich seit den 1960er Jahren Straßenerhalter rund um den Speichersee. Das rentiere sich nicht mehr trotz der Mauteinnahmen, sagt Wackernell. Seit 2018 habe man über 500.000 Euro nur in Flickarbeiten investiert. Man müsse das über den Skibetrieb querfinanzieren „und auch da geht uns wirtschaftlich die Luft aus“, so Wackernell, „die Straße ist nicht mehr zu erhalten auf der Westseite“.

Straße durch steilen Hang und zwei Bäche
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Gletscherbahnen wollen Lawinensprenganlage bauen

Die Ostufer-Straße ist allerdings lawinengefährdet, die Lawinen müssten gesprengt werden. 25 Sprenganlagen seien dafür notwendig. Über die Fernsteuerung könne man sprengen, wenn es Schnee gebe, so Wackernell. Die Auslöseerfolge seien viel besser als vom Hubschrauber aus, der erst bei schönem Wetter fliegen könne.
 

Das Problem ist, dass oberhalb der Ostufer-Straße die Schutzgebiete Kaunergrat und Ötztaler Alpen beginnen. Den Antrag auf naturschutzrechtliche Genehmigung haben die Gletscherbahnen bei der Bezirkshauptmannschaft bereits eingereicht.

Treffen zwischen Tiwag und Gletscherbahnen

Rund zwei Millionen würden die Anlagen samt Bau kosten. Am Zug sei die Tiwag, meint Wackernell. Die Tiwag würde gerne beide Straßen erhalten. Zur Ertüchtigung der Ostuferseite gibt sich Tiwag Vorstand Johann Herdina eher zugeknöpft. Man müsse sich das Projekt konkret anschauen, aber auch die Sanierung der Straßen würde Geld kosten. Man investiere jedes Jahr in den laufenden Erhalt der Straßen, das Geld müsse vernünftig eingesetzt werden, so Herdina. Kommende Woche wird es ein Treffen zwischen Tiwag und Gletscherbahnen geben, dann soll über das Projekt verhandelt werden.