Lkws auf der Europabrücke im Kolonnenverkehr
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Verkehr

Ärger in Tirol über geplante Eurovignette

In Tirol ist der Unmut über die von der EU geplante Eurovignette groß. Man hatte sich Maßnahmen gegen den Transit erhofft – jetzt wird befürchtet, dass zwar umweltfreundlichere Lkws durch Tirol fahren, die Zahl der Lkws aber noch weiter ansteigen wird.

Im September wird in der EU über die Eurovignette abgestimmt. Bis dahin will Österreich Verbündete suchen, um den Entwurf abzulehnen.

Umweltfreundlicher, aber noch mehr Verkehr

Von der Pandemie ist auf der Brennerautobahn derzeit nichts mehr zu spüren. Viel Hoffnung hatte Tirol deshalb in die neuen Pläne der EU für den Transit gesteckt. Jetzt ist die Enttäuschung groß: Der Entwurf der neuen Eurovignette sieht vor, dass die Fahrten für Wasserstoff- oder Elektro-Lkws deutlich günstiger werden. Für Barbara Thaler, die im Verkehrsausschuss des EU-Parlaments für die Europäische Volkspartei (EVP)in den Verhandlungen sitzt, sei das der falsche Weg. Von einer einheitlichen Lösung innerhalb der EU sei man weit entfernt. „Es gibt zu viele Ausnahmen und es trägt auch zur Verlagerung von der Straße auf die Schiene nichts bei.“

Straße wäre immer noch zu billig

Mit der neuen Eurovignette würden vermutlich umweltfreundlichere, aber gleichzeitig auch deutlich mehr Lkws über den Brenner fahren. In Tirol will man keine weiteren Vergünstigungen, sondern das Gegenteil: Österreich will einen Mautzuschlag für Fahrten über den Brenner verrechnen. So würde die Strecke deutlich unattraktiver, weil teurer werden. Landeshauptmann Günther Platter(ÖVP) fand klare Worte: „Dieser Entwurf ist eine Dummheit. Denn damit untergräbt die Europäische Union ihre Ziele. Das würde bedeuten, dass der Transport der Güter auf der Schiene zwar billiger wird, aber nicht so, dass wir eine Verlagerung zustande bringen. Wir müssen unbedingt schauen, dass wir eine teure Straße haben, damit die Güter dann auf die Schiene verlagert werden.“

Mit Gegenmaßnahmen reagieren

Sollte die neue Eurovignette in dieser Form kommen, arbeitet man bereits an den Notfallvarianten: Dann sollen die aktuellen Maßnahmen in Tirol noch weiter verschärft werden: „Bei uns ist ja nicht nur die Luft ein Thema, sondern auch der Lärm und die Belastung der Infrastruktur“, erklärte die Tiroler Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). „Die Infrastruktur hält aber nicht noch mehr aus und dann werden wir uns verstärkt mit Dosierungen und Blockabfertigungen behelfen müssen. Ob das der gemeinsame europäische Weg ist? Wir wissen, unsere Nachbarn sind nicht unbedingt glücklich darüber, aber wir müssen uns ja irgendwie wehren.“

Rückendeckung für Tirol gibt es auch vom Bund: Auch dort sieht man den Entwurf der Eurovignette als zu wenig an. Umweltministerin Leonore Gewessler von den Grünen will deshalb weiter mit der EU verhandeln.