Zug auf der bestehenden Bahnstrecke im Außerfern bei Heiterwang
ÖBB/Michaela Groll
ÖBB/Michaela Groll
Verkehr

Fahrgastschub durch Fernpass-Bahntunnel

Mit einer Studie über die möglichen Fahrgastzuwächse durch den Bau eines Fernpass-Bahntunnels will das Land das Projekt vorantreiben. Eine Verdreifachung der Bahngastzahlen sei demnach durch einen Zugstunnel vom Ehrwalder Becken ins Inntal möglich.

Vor zwei Jahren ergab eine Machbarkeitsstudie, dass eine direkte Bahnverbindung vom Außerfern in das Inntal technisch durchaus umsetzbar ist. Allerdings müsste für den 17 Kilometer langen Tunnel mit Kosten in Milliardenhöhe und einer Bauzeit von zehn Jahren gerechnet werden. Mit der neuen Untersuchung will das Land jetzt offenbar die Sinnhaftigkeit für eine solche Bahnverbindung untermauern, die Teil einer weitreichenderen Vision für eine Zugverbindung über die Alpen Richtung Mailänder Raum ist.

Für das Fahrgastpotenzial einer neuen Fernpassbahn wurden sowohl die Alltagsnutzung durch Einheimische als auch die Anreise von Touristen untersucht. Eine schnellere Zuganbindung des Außerfern an den Tiroler Zentralraum würde demnach die Öffi-Nutzung im Alltagsverkehr von derzeit neun Prozent auf bis zu 28 Prozent steigern können. Im touristischen Bereich sieht die Studie in der optimistischsten Berechnung noch mehr Potenzial.

Grafik für die Pläne zu einem Fernpass-Bahntunnel zwischen Ehrwalder Becken und Inntal
ORF
Die 2019 präsentierte Machbarkeitsstudie favorisiert einen Eisenbahntunnel zwischen dem Ehrwalder Becken und dem Raum Silz

Kurzfristige Pläne für verbesserte Urlauber-Zuganreise

Der Anteil der An- und Abreise mit der Bahn liegt aktuell im Oberland und Außerfern bei vier Prozent. Der Fernpasstunnel könnte diesen Anteil vor allem für die Urlauberanreise ins Oberland auf 21 Prozent schrauben. Das würde laut Land fast 1,2 Millionen touristischen Fahrten pro Jahr durch eine die neue Bahnverbindung bedeuten.

Die Studie habe aber auch gezeigt, dass bereits das bestehende Bahnangebot noch nicht voll ausgeschöpft sei. Durch ein verbessertes Angebot und Optimierungen könnte auch ohne den Fernpasstunnel mehr Urlauber für eine Anreise mit dem Zug gewonnen werden. Land und Tirol Werbung arbeiten deshalb auch an kurzfristigen Verbesserungen.

Autoverladung bei Tauernschleuse der ÖBB – ähnliche Ideen gibt es für einen möglichen Fernpass-Bahntunnel
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Eine Autoverladung ähnlich der Tauernschleuse der ÖBB könnte mit einem Fernpasstunnel zur Entlastung auf der Straße beitragen

Vision für neue Bahnverbindung über die Alpen

Wie Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) betont, ist ein Fernpass-Bahntunnel in einem weitaus größeren Rahmen zu sehen. Eine Schweizer Studie sieht einen solchen Tunnel als Nordzulauf für eine völlig neue alpenquerende Bahnverbindung, die von Landeck auch ins Schweizer Engadin und ins Südtiroler Vinschgau und dann weiter in den Mailänder Raum führen könnte – mehr dazu in Kommt Zugverbindung über den Reschenpass?.

Eine solche neue Schienenverbindung zwischen München und Mailand würde nach der Studie rund 2.000 Bahngäste pro Tag für die Strecke unter dem Fernpass hindurch bringen, die ausschließlich auf der Durchreise sind.

Grafik für Pläne zu einem Bahnausbau im Dreiländereck Tirol, Schweiz und Südtirol, die eine neue Alpenquerung in den Mailänder Raum ermöglichen könnte
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Der Fernpassbahntunnel könnte Teil einer neuen Zugverbindung über die Alpen von Süddeutschland nach Norditalien sein

Das Land will im nächsten Schritt darauf drängen, dass der Fernpasstunnel in das Ausbauprogramm des Bundes aufgenommen wird und dort im angepeilten Zielnetz 2040 verankert wird. Angesichts der geschätzten Kosten von 1,5 Milliarden Euro für einen Bahntunnel von Ehrwald nach Silz braucht das Land gute Argumente für eine Kosten-Nutzen-Rechnung.