Geld auf Tisch
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Wer die Schulden der Pandemie bezahlt

Laut Prognosen kostet die Pandemie Österreich rund 100 Milliarden Euro. Österreich musste sich in Folge der Corona-Krise massiv verschulden. Zwar ist die Republik deswegen nicht pleite, die Auswirkungen auf Steuern und Pensionen werden aber deutlich spürbar, so Ökonomen.

Lockdowns, Corona-Tests, Hilfspakete etc. kosten den Staat viel Geld. Wie viel die Corona-Krise Österreich tatsächlich kosten wird, werde sich erst in ein paar Jahren zeigen. Ein Wert um die 100 Milliarden Euro (100.000.000.000) sei aber realistisch, so der Finanzexperte und Professor an der Uni Innsbruck, Jürgen Huber. Auf einen solchen Wert kamen vor kurzem auch Berechnungen der Agenda Austria.

Christoph Oppl
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Christoph Oppl (Realgymnasium Ursulinen) wollte wissen, wer die Kosten der Pandemie bezahlt.

„Dieses Geld hat sich Österreich ausgeliehen. Der Staat hat also neue Schulden aufgenommen – bei Banken, bei großen Versicherungen, bei Investmentgesellschaften. Und dieses Geld muss der Staat irgendwann zurückzahlen“, so Huber.

„Nicht alles wurde klug ausgegeben“

Viele Ausgaben in der Pandemie seien laut Jürgen Huber natürlich notwendig gewesen. „Es gab aber auch Verschwendung und es gab Missbrauch. Alleine das Testen hat uns mittlerweile zwei Milliarden Euro gekostet“, so der Universitätsprofessor. In jüngster Vergangenheit entwickelten sich Corona-Tests für einige sogar zu einem guten Geschäftsmodell, wobei nicht immer alle Vorgaben eingehalten wurden – mehr dazu in Aus für umstrittenen Schnelltestanbieter.

Finanzexperte Jürgen Huber im Gespräch mit Schüler
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Finanzexperte Jürgen Huber im Gespräch mit dem Schüler Christoph Oppl

Das geliehene Geld, also die aufgenommenen Schulden, könne der Staat nur in Form von höheren Steuern und Ausgabenkürzungen zurückzahlen. Diese Rückzahlungen würden laut dem Experten auch noch kommende Generationen beschäftigen. „Gebühren werden steigen, Steuererleichterungen oder auch gratis Laptops für Schüler werden sich in Zukunft eher nicht ausgehen“, prognostiziert Jürgen Huber.

Verschuldet aber nicht pleite

Der öffentliche Schuldenstand in Österreich stieg im vergangenen Jahr laut Statistik Austria deutlich auf insgesamt 315,2 Milliarden Euro an. Damit lag die Staatsverschuldung um 34,8 Milliarden Euro über dem Wert von 2019. Eine so hohe Verschuldung bedeute aber nicht, dass ein Staat pleite ist, erklärte Jürgen Huber im ORF Tirol Redhaus. „Österreich ist immer noch ein sehr wohlhabendes Land. Wir sind nicht pleite. Seit dem zweiten Weltkrieg wurde Österreich toll aufgebaut und davon zehren wir jetzt“, sagte der Finanzexperte.

Auf die nächsten Generationen kommen viele Kosten zu

Neben der Pandemie dürfe man aber andere Aspekte nicht außer Acht lassen, die ebenfalls teils massive Schulden für den Staat erzeugen, sagte die Humangeographin Tabea Bork-Hüffer im Gespräch mit dem ORF Tirol. So würden laut einer aktuellen Studie jährlich bereits 15 Milliarden Euro an Kosten anfallen, weil beispielsweise im Bereich des Klimawandels nicht gehandelt werde, so die Wissenschafterin.

Tabea Bork-Hüffer im Interview
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Neben den finanziellen Kosten dürfe man nicht auf soziale und psychische Kosten vergessen, so Tabea Bork-Hüffer

Neben Kosten, die durch die Pandemie anfallen, gebe es so auch viele weitere Aspekte, die den finanziellen Druck auf spätere Generationen erhöhen. „Die jungen Menschen sind letzten Endes diejenigen, die diese Folgen tragen müssen“, so Bork-Hüffer.