Festnahme mit Handschellen
ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Auch in Tirol geraubt: Estnische Bande in Haft

Acht Personen sind im Rahmen internationaler Ermittlungen wegen Überfällen auf mehrere Luxusjuweliere in Europa festgenommen worden. Teile der Tätergruppe seien auch für einen aufsehenerregenden Juwelierraub in Innsbruck 2017 verantwortlich gewesen.

Bei dem Juwelierraub in der Tiroler Landeshauptstadt im Oktober 2017 in der Maria-Theresien-Straße, bei dem vier Männer mit Äxten und einem Revolver bewaffnet das Geschäft betreten hatten, wurden drei Esten festgenommen und ein Jahr darauf auch wegen schweren Raubes verurteilt. Ein vierter Mann war indes flüchtig. Die Verurteilten meinten bei dem Prozess, dass ein Auftraggeber den Überfall geplant und sie angestiftet habe. Aus Angst vor diesem nannte aber keiner der Männer seinen Namen.

Ermittlungen laufen noch

Ob nun auch der vierte Räuber oder einer der Organisatoren im Hintergrund festgenommen wurde, konnte aus „ermittlungstaktischen Gründen“ nicht gesagt werden. Wie viele der nun Festgenommenen mit dem Raub in Innsbruck zu tun hatten, werde noch ermittelt. Fest stand aber, dass „sehr professionell und arbeitsteilig“ vorgegangen wurde. Den Tätern werde in Österreich nur der Raub in Innsbruck angelastet, hieß es.

Ermittlungen von Europol koordniniert

Die „San Marco“ oder „Operation Ghjuvellu“ genannten Ermittlungen dauerten drei Jahre lang und wurden von Europol koordiniert. Die acht Festnahmen erfolgten laut der italienischen Polizei in Estland und Finnland. In Österreich fanden keine Festnahmen statt, hieß es vom LKA Tirol. Die Ermittlungen führten zu einer estnischen Bande, die auf Überfälle auf Luxusjuweliere in ganz Europa spezialisiert war.

Geschätzt wird, dass die Gruppe mit ihren Überfällen über eine Million Euro erbeutete. An den Ermittlungen war neben der italienischen und österreichischen auch die französische, estnische und finnische Polizei beteiligt. Fünf der Festnahmen erfolgten per europäischem Haftbefehl.

Spur nach gescheitertem Überfall in Venedig

Die Bande hatte im März 2017 einen Überfall auf einen Juwelier am Markusplatz in Venedig geplant, der trotz eines ungewöhnlichen Ablenkungsmanövers scheiterte. Die Räuber zündeten eine Rauchbombe und wollten während der entstandenen Aufregung in das Geschäft eindringen. Allerdings war schon am Eingang Endstation: Die Verkäuferinnen hatten laut lokalen Medien rechtzeitig die Tür blockiert.

Die Ermittler in Venedig stellten später Ähnlichkeiten zu einem Überfall in Innsbruck am 24. Oktober 2017 und einem weiteren in Bastia im Norden Korsikas am 5. Mai 2017 fest. Als entscheidend erwies sich die Festnahme eines Bandenmitglieds in Finnland. Der auch wegen Mordes verurteilte 54-Jährige wird für unzählige Überfälle verantwortlich gemacht. In seiner Wohnung wurden mehrere gestohlene Wertstände gefunden.