Einsame Jugendliche zu Hause
Public Domain
Public Domain
Gesundheit

Pandemie wirkt nach – „Psyche braucht Zeit“

Die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie ist laut Expertinnen und Experten sehr hoch gewesen. Die Lockerungen würden diese Belastung nicht von heute auf morgen wieder gut machen. Vor allem Essstörungen hätten deutlich zugenommen.

Über ein Jahr Pandemie hat Kindern und Jugendlichen in Tirol stark zugesetzt. Die Verlagerung des Unterrichts von der Schule ins Private hätte die psychische Belastung zusätzlich verstärkt. Die Lockerungen würden die Lebensqualität zwar wieder erhöhen, die Unsicherheit und der emotionale Stress der letzten Monate sei aber nicht einfach vergessen, sagt die Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall, Kathrin Sevecke. Viele würden sich aufgrund von Angstsymptomen gerade jetzt mit der Rückkehr zur Normalität schwer tun.

Essstörungen stiegen stark an

Vier bis fünf Jugendliche würden derzeit pro Tag akut in Hall aufgenommen, so Sevecke. Vor der Pandemie habe man durchschnittlich eine Aufnahme verzeichnet. Gerade die Essstörungen hätten in den letzten Monaten stark zugenommen, das mache sich auf den Stationen bemerkbar. In Summe würden 80 betroffene Kinder und Jugendliche auf einen stationären Behandlungsplatz warten.

Die Psychiaterin rechnet auch im Herbst nicht wirklich mit einer Entlastung. Unter anderem mit der Rückkehr zum klassischen Schulalltag würden neue Herausforderungen auf die Jungen warten. Der Schulstress würde zunehmen, viele seien es nicht mehr gewohnt, Leistung zu erbringen.

Situation entspannt sich, Psyche hinkt hinterher

Eltern und Angehörige sollten in den nächsten Wochen und Monaten besonders aufmerksam sein und bei Unsicherheiten und Auffälligkeiten professionelle Hilfe suchen, rät die Direktorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall. Die Situation entspanne sich langsam, die Psyche hinke aber hinterher und brauche Zeit, so Seveke.