Erst diese Woche wurden elf Schafe aus einer geschützten Herde auf einer Herdenschutz-Musteralm getötet – mehr dazu in Wolf soll elf Schafe gerissen haben und Wölfe in mehreren Bezirken unterwegs. Die Situation sei für die Tiroler Bäuerinnen und Bauern prekär, vor allem die Schafbauern stehen vor einem schwierigen Sommer und einer ungewissen Zukunft, kritisierte der Verein zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft in Tirol am Freitag.
Statistische Daten:
Von Anfang Mai bis 8. Juni wurden in Tirol 37 Schafe von einem Wolf und 1 Schaf von einem Bären getötet – außerdem drei Wildtiere (Reh, Rotwild). Betroffen waren die Bezirke Reutte, Landeck, Imst, Innsbruck-Land und Schwaz.
Der Großteil der Risse sei auf Heimweiden passiert, teilweise in Siedlungsnähe, auf mit Elektrozäunen geschützten Weiden, so der Verein.
Schwieriger Herdenschutz auf Almen
Besonders betroffen sind die Bezirke Innsbruck-Land, Imst und Landeck. Der Landecker Bezirksobmann Elmar Monz ist in die Pilot-Herdenschutzprojekte seines Bezirkes involviert und zog eine nüchterne Bilanz: „Der aktuelle Vorfall am Lader Heuberg hat gezeigt, dass Herdenschutz im hochalpinen Raum nicht möglich ist. Der Aufwand ist unverhältnismäßig hoch, die Schutzwirkung steht in keinem Vergleich dazu."
Nicht nur auf den Hochalmen sei die Situation kritisch, urteilte der Verein und verwies auf Risse in Siedlungsnähe. Diese sowie der Unfall auf der Brennerautobahn würden deutlich machen, dass für den Wolf kein Platz in Tirol sei. Es brauche einen praktikablen Umgang mit großen Beutegreifern.
Abschuss als „einzig effektive Lösung“
Die Tiroler Landwirtschaft zeichne sich durch Beständigkeit und Anpassungsfähigkeit aus, wenn aber ein Problem so übermächtig sei und ein Abschuss legal nicht ermöglicht werde, habe "aller Idealismus einmal ein Ende“, beschrieb Vereinsobmann Josef Hechenberger, zugleich Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident, die Situation der Bäuerinnen und Bauern.
Juristen würden durchaus Handlungsspielraum auf Landesebene orten, hieß es. Der Verein schlägt deshalb einen Tiroler Managementplan nach Salzburger Vorbild vor. Darin müsse geregelt sein, ab wann ein Wolf zu viel Schaden anrichtet und als „Problemwolf“ einzustufen ist. Darauf aufbauend solle eine landesgesetzliche Regelung geschaffen werden, die legale Entnahmen dieser Problemtiere ermögliche, so Hechenberger weiter.

Forderung: Änderung des Almschutzgesetzes
Dazu ist aus Sicht des Vereins die Novellierung bzw. der Ausbau des Tiroler Almschutzgesetzes nötig. Mittels Verordnungsermächtigung müsse die Ausweisung von sogenannten Alm- und Weideschutzzonen geschaffen werden, in welchen Herdenschutzmaßnahmen nicht zumutbar oder verhältnismäßig seien. Wesentlich sei, dass es dazu einer behördlichen oder (amts-)gutachterlichen Festlegung bedarf, hieß es.
„Mit dieser Ausweisung bekommen Almbauern und Almauftreiber nicht nur die notwendige Rechtssicherheit, sondern es wird auch der notwendige Handlungsspielraum für Behörden für legale Entnahmen geschaffen. Diese Art von Regulierung hat zentrale Bedeutung, mit den Hirngespinsten von Herdenschutzmaßnahmen auf Almen im hochalpinen Raum muss endlich Schluss sein, weitere Ausreden lassen wir nicht mehr gelten“, so Hechenberger.

Bevölkerung richtig aufklären
Ein weiterer dringend nötiger Schritt sind aus Vereinssicht die Information und Kommunikation hin zu Bevölkerung und Urlaubsgästen: „Serfaus ist eine touristische Hochburg Tirols, Winter wie Sommer. Und unsere Almen bilden die Basis dafür. Bereits im Vorjahr hat es dort Risse und verfrühte Almabtriebe gegeben, auch die jetzt betroffene Musteralm liegt auf Serfauser Gemeindegebiet“, erklärte Elmar Monz. Es brauche hier mehr Aufklärung.
Sei keine Regulierung möglich, würden die Bauern aufhören, wodurch ein großer Schaden für die Wirtschaft entstehen könnte, so die Befürchtung. Die öffentlichen Mittel, die bisher für die aus ihrer Sicht nicht zielführenden Maßnahmen ausgegeben werden, könne man sinnvoller einsetzen, so der Verein.