Eine neu veröffentlichte Studie der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung von Reinhard Würzner vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie liefert nun unerwartete Erkenntnisse zur Schutzfunktion der SARS-CoV-2 spezifischen Antikörper bei älteren Menschen.
Immunantwort bei Älteren nicht schlechter
„Wir konnten zeigen, dass ältere Menschen, die Covid-19 überstanden haben, eine sehr gute Immunantwort haben, die mehr als ein halbes Jahr nach der Infektion deutlich gereift und nicht schlechter ist, als jene von jungen Menschen“, berichtete der Medizinische Mikrobiologe Reinhard Würzner.
Der Studienleitung führte die Untersuchung mit seinem Team und dem Institut für Virologie durch. Mitgearbeitet haben unter anderem die Wissenschaftlerinnen Wegene Borena, Janine Kimpel sowie Dorothee von Laer. Die Forscherinnen und Forscher griffen bei ihrer Studie auf 217 Blutproben aus Ischgl zurück, die im Rahmen der ersten Antikörperstudie positiv getestet worden waren.
Auch bei Älteren stieg Bindungsstärke stark an
Die nach einer Infektion gebildeten Antikörper durchlaufen einen Reifungsprozess. Allgemein gilt: Je länger eine Infektion zurückliegt, desto höher ist die Avidität der Antikörper, weil B-Lymphozyten dem Erreger immer exakter angepasstere, also mit hoher Bindungsstärke ausgestattete Antikörper bilden.
Avidität
Der Begriff „Avidität“ beschreibt die Stärke einer Mehrfachbindung zwischen einem Antikörper und einem Antigen. Die Avidität der spezifischen Antikörper steigt im Laufe von etwa sechs bis zwölf Monaten nach einer Infektion auf ihr Maximum, und kann sogar 100 Prozent erreichen.
„In unserer Studie stieg die Avidität der SARS-CoV-2 spezifischen Antikörper nicht nur bei den Jüngeren, sondern überraschenderweise in fast gleichem Maße auch bei Älteren an“, so Würzner. Lag die Avidität ein bis sechs Wochen nach Infektion in allen Altersgruppen bei durchschnittlich 18 Prozent, stieg dieser Wert sechs Monaten später in allen Altersgruppen auf über 42 Prozent. Auch bei Betrachtung einzelner Altersgruppen ließ sich eine altersunabhängige Steigerung festmachen. „Eine gewisse Limitation dieser Studie besteht natürlich darin, dass die untersuchten Proben von Genesenen stammen, also Personen, die die Infektion überstanden haben“, betont Würzner.
Immunantwort unabhängig von Alter oder Geschlecht
Nachdem Daten aus zahlreichen Studien zeigen, dass Männer schwerer an COVID-19 erkranken und auch eher an der Infektion versterben, analysierten die Innsbrucker ForscherInnen zudem, ob sich geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Schutzkapazität der Antikörper feststellen lassen. Das Ergebnis: Die Avidität der Antikörper lag auch sieben bis acht Monate nach Infektion bei beiden Geschlechtern auf gleichem Niveau.
Rückschlüsse auch auf Impfschutz
Für Würzner lässt die Studie auch Rückschlüsse auf den relativ guten Impfschutz Älterer zu: „Ich denke, dass unsere Ergebnisse auch die Generierung funktionell guter Antikörper bei Älteren nach einer Impfung erklären. Viele Impfungen sind ja bei Älteren deutlich weniger wirksam, aber bei den COVID-19 Impfungen war dies bisher nicht besonders auffällig“, so Würzner.