Hotelzimmer von innen
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Tourismus

Künftig 330.000 Betten als Obergrenze

Das Land Tirol hat am Mittwoch ein Tourismus-Strategiepapier vorgestellt. Damit sollen Entwicklungen forciert werden, die Qualität vor Quantität stellen, betonte LH Günther Platter (ÖVP). Unter anderem soll es eine Obergrenze von 330.000 Gästebetten geben.

Der Tourismus ist die Leitbranche in Tirol. Jahrelang wurde er gepriesen, hochgelobt und jedes Jahr mit noch mehr Wachstums- und Nächtigungszahlen gesegnet. Im Jahr 2020 kam dann jedoch durch die Pandemie die große Ernüchterung.

Als Neustart nach der Pandemie und der Dauercausa Ischgl will die Tiroler Landesregierung eine Neuausrichtung des Tourismus. So soll eine absolute Obergrenze in Tirol von 330.000 Gästebetten festgeschrieben werden, auch der Neubau von Betrieben mit mehr als 300 Betten wird nach dem Tourismus-Strategiepapier untersagt.

Familiengeführte Tourismusunternehmen als Ideal

„Besser statt mehr“, gab Günther Platter in diesem Zusammenhang als Devise aus. Ein Ideal hatte er dabei schon im Blick. „Unsere familiengeführten Tourismusunternehmen stehen für Nachhaltigkeit und Qualität“, betonte Platter bei der Pressekonferenz in Innsbruck im Rahmen der derzeit stattfindenden „Lebensraum Perspektivenwoche“. In dieser Hinsicht wolle man vor allem auch „Privatvermieter und Konzepte wie Urlaub am Bauernhof“ unterstützen, so der Landeshauptmann und Tourismusreferent.

Nein zu leeren Betten in Großhotels und Party-Tourismus

Als Irrwege jenseits des nun ausgerufenen „neuen Tiroler Weges“, benannte Platter neben Großhotels mit „kalten Betten“ auch den Party-Tourismus, der nur Exzesse hervorbringe und keine Wertschöpfung generiere. „Hier gilt es den Riegel vorzuschieben“, führte Platter aus, der Tirol statt Party-Hochburg im Jahr 2035 lieber als einen Region mit nur noch klimaneutralen Skigebieten und „100 Prozent regenerativen Antriebsformen“ sehen wollte.

Diesem Wunsch schloss sich Hubert Siller, Leiter des MCI-Tourismus, an, der mit seinem Team maßgeblich an der Erstellung des Papiers beteiligt war. Zudem gehe es gegenwärtig und künftig auch darum, insgesamt touristische Nachhaltigkeit zu intensivieren sowie den wirtschaftlichen Kennzahlen auch „gesellschaftliche Kennzahlen“ zur Seite zu stellen. „Wir müssen uns auch mit der Zufriedenheit der Einheimischen, Gäste und Mitarbeiter in Tourismusbetrieben beschäftigten“, hielt Siller fest.

Hubert Siller, Martina Entner, Mario Gerber, Günther Platter und Florian Phelps
Lebensraum Tirol Holding / Oss
Hubert Siller, Martina Entner, Mario Gerber, Günther Platter und Florian Phelps

Gerber: Mitarbeiterzufriedenheit als wichtige Säule

Faktoren, um diese Zufriedenheit zu gewährleisten, beschrieb Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Es gelte die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern und nicht zuletzt auch alternative Bewegungsformen wie etwa Winterwandern oder das Radfahren zu forcieren.

Martina Entner, Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer, erhoffte sich in diesem Kontext zudem einen gute Generationsübergabe von rund 2.600 Betrieben, während Mario Gerber, Bundesspartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer, sich die verstärkte Wahrnehmung der Mitarbeiter als wichtigste Säule im Tourismus wünschte.

Neos spricht nach Pressekonferenz von Enttäuschung

Günther Platter sei den seit Monaten groß angekündigten, großen Wurf zur Neuausrichtung des Tiroler Tourismus schuldig geblieben, kommentierte Neos-Klubchef Dominik Oberhofer die Ankündigungen. Laut dem Neos-Klubobmann lasse das Strategiepapier Mut, Ambition und konkrete Strategien vermissen: „Ein Bettenstopp, der keiner ist, viel zu schwache Ergänzungen in der Raumordnung und wenig ambitionierte Ziele in der Verkehrspolitik. Enttäuschend!“

Einen Bettenstopp bei aktuell 330.000 Betten zu ziehen, sei lächerlich, da es ohnehin nicht mehr würden, so Dominik Oberhofer.

Grüne sehen positive Schritte

„Es zeigt sich immer deutlicher, dass grüne Ideen die Antworten auf Fragen der Zukunft sind. Die Themen Klimaschutz und Regionalität sind unverzichtbar, wenn die gesamte Tiroler Bevölkerung hinter dem Tourismus stehen soll“, so der Tourismussprecher Georg Kaltschmid (Die Grünen). Er fühlt sich bestätigt darin, dass Erfolg nicht mehr in Nächtigungszahlen sondern im Nutzen für die regionale Wertschöpfung und in der Akzeptanz gemessen wird. Weitere Schritte erwartet er sich indes bei der Bettenobergrenze und Skigebietserweiterungen.