Aker Al Obaidi, aus dem Irak stammender und in Inzing lebender Ringer, der für das Flüchtlingsteam bei den Olympischen Spielen in Tokio teilnimmt
Klaus Draxl
Klaus Draxl
Sport

Irak-Flüchtling aus Tirol bei Olympia dabei

Der aus dem Irak stammende Ringer Aker Al Obaidi, der in Tirol lebt und beim RSC Inzing trainiert, wird als Teil des antretenden Flüchtlingsteams bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio dabei sein. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gab am Dienstag die Nominierung bekannt.

In Tokio tritt zum zweiten Mal in der olympischen Geschichte ein Flüchtlingsteam an. 2016 gab es bei den Spielen in Rio de Janeiro die Premiere mit zehn Athleten, die damals unter der olympischen Flagge antraten. Diesmal umfasst das Refugee Team 29 Sportlerinnen und Sportler, der 21-jährige Aker Al Obaidi ist einer von ihnen.

Der Ringer konnte sich in den vergangenen eineinhalb Jahren im Rahmen eines IOC-Förderprogramms für den olympischen Traum vorbereiten. Er wurde aus 56 Kandidatinnen und Kandidaten des Programms für die Sommerspiele nominiert. Bei seinem Heimatverein, dem Ring-Sport-Club Inzing, nahm man die Olympia-Teilnahme des Schützlings mit großer Freude auf. Club-Präsident und Mentor Klaus Draxl verwies auf das große Talent seines Schützlings, zumindest ein Kampfgewinn sei bei Olympia drin. Allerdings seien in Tokio die besten der Welt dabei, wollte der Vereinschef nach der Olympianominierung auch keine übertriebenen Hoffnungen wecken.

Olympiateilnehmer Al Obaidi beim Ringer-Training in Inzing
Klaus Draxl
Al Obaidi beim Training in Inzing

UN-Flüchtlingskommissariat sieht positives Signal

Das Flüchtlingshochkommissariat der UNO (UNHCR) begrüßte die Nominierung des Flüchtlingsteams für Olympia als „kraftvolles Signal der Hoffnung und Solidarität, um auf das Schicksal der 80 Millionen Vertriebenen auf der Welt aufmerksam zu machen“. Der Leiter von UNHCR Österreich, Christoph Pinter, verwies auf die gute Integration von Aker Al Obaidi in Inzing. „Dass Aker nun zu den Olympischen Spielen fährt, liegt nicht nur an seinem Talent und an seiner unglaublichen Motivation, sondern auch an der großartigen Unterstützung in seinem sportlichen und privaten Umfeld rund um den Ring-Sport-Club Inzing in Tirol. Wir drücken für Tokio die Daumen“, so Pinter.

Nach der Flucht in Tirol eine neue Heimat gefunden

Al Obaidi wuchs in der nordirakischen Stadt Mossul auf, die später vom IS erobert wurde. Zum Ringsport kam er durch seinen Vater, einem hochrangigen Trainer. Unter der IS-Herrschaft wurde das Leben in Mossul für Al Obaidi, der wie seine Mutter christlichen Glaubens ist, immer bedrohlicher. Er flüchtete deshalb über die Türkei nach Europa und kam schließlich nach Österreich, zunächst ins Aufnahmezentrum Traiskirchen, später in die Steiermark.

In Graz fand der damals noch minderjährige Flüchtling wieder zum Ringsport. Aufgrund der guten Ergebnisse wurde der Chef der Inzinger Ringer, die Verstärkung für ihre Bundesligamannschaft suchten, auf den Sportler aufmerksam. Klaus Draxl holte Al Obaidi nach Tirol, wo er eine neue Heimat fand – und im familiären Umfeld des Ringervereins und vor allem des Vereinspräsidenten ein Zuhause.

Bei der Junioren-Europameisterschaft der Ringer vor zwei Jahren konnte Al Obaidi für die österreichische Mannschaft antreten. Er holte dabei die Bronze-Medaille, der bisher größte sportliche Erfolg für den technisch versierten Ringer.

Österreichische Staatsbürgerschaft als nächstes Ziel

Die bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio könnten für den Inzinger Ringer erst ein Probelauf für die Sommerspiele 2024 in Paris sein. In Tokio kann sich Al Obaidi an die Wettkampfsituation bei einem derartigen Sportgroßereignis herantasten.

Das nächste Ziel des 21-Jährigen, der aktuell subsidiären Schutz in Österreich hat, ist aber die österreichische Staatsbürgerschaft. Dann wäre für ihn auch die Heeressportgruppe ein Thema. Sollte das klappen, dann könnte Al Obaidi bei einer weiteren Olympiateilnahme in Paris nicht mehr als Teil des Flüchtlingsteams, sondern unter österreichischer Flagge antreten.